Zusammenfassung
Die Sozialfigur des Angestellten hat die deutsche Soziologie während der letzten 100 Jahre begleitet. Zahlreiche ForscherInnen insbesondere aus den Themenfeldern der Klassenanalyse und der Arbeits- und Industriesoziologie haben sich mit dem Phänomen der Angestellten beschäftigt, und die Angestellten wurden deshalb Gegenstand einer eigenen soziologischen Teildisziplin, der Angestelltensoziologie. In den Studien dieser Disziplin ging es vor allem um die Frage der Besonderheiten dieser Kategorie abhängig Beschäftigter im Vergleich zu Lohnarbeitern, sei es mit Blick auf ihre Verortung in der Klassenstruktur der Gesellschaft oder auf ihre Arbeit und ihre Arbeitsbedingungen insbesondere als Ergebnis betrieblicher Rationalisierung. Angestellte wurden zum zentralen Erklärungsmoment für ausbleibendes Klassenhandeln oder zumindest Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse, für das Entstehen einer als postkapitalistisch interpretierten Mittelstandsgesellschaft oder auch für temporäres falsches Bewusstsein, das Tendenzen der Dequalifizierung und Proletarisierung geflissentlich übersieht.
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