Zusammenfassung
Dieser Beitrag gibt einen knappen überblick über die in der Soziologie gängigen Verfahren der Videoanalyse v.a. im deutschsprachigen Raum. Zu diesem Zweck werden die Besonderheiten des technischen Mediums geklärt und die historische Entwicklung der Analysen kursorisch dargestellt. Es folgt eine Abgrenzung der verschiedenen Datensorten und darauf aufbauend der verschiedenen Video-Analyse-Methoden mit ihrem jeweiligen besonderen theoretischen Hintergrund wie auch typischen empirischen Anwendungen.
Zum Schluss wird auf die Besonderheit der Videographie eingegangen, bei der Feldarbeit mit der Videoanalyse systematisch verbunden wird. Desiderata in Bezug auf die Nutzung audiovisueller Medien zur Darstellung von Forschungsergebnissen bilden den Schluss.
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Notes
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Eine hervorragende Geschichte des Videos findet sich bei Zielinksi (2010).
Genauer kann mit Zielinski (2010, S. 11) dann unter Video ein konkretes technisches Sachsystem verstanden werden, ein „Apparat, mit dessen Hilfe man Ton-Bilder elektromagnetisch aufzeichnen kann“. In seinem Rückblick zur Neuauflage des Klassikers der Medienwissenschaften von 1986 stellt der Autor fest, dass sich dieses Medium im Umbruch zwischen Massenmedien (wie dem Kino) und netzwerkartigen neuen Formen (wie dem Internet) entwickelte, da es elektronisch funktioniert und die Produktionsmittel der privaten Aneignung zugänglich macht.
- 2.
Zielinski spricht hier auch vom Übergang von einem Massen zu einem Netzwerkmedium, das sich später ja hervorragend mit etwa im Internet verbindet, wie etwa YouTube zeigt.
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Ein Entwicklungsprozess den man als Koevolution einer Technologie zwischen den Feldern bezeichnen kann: Mit ihren Grenzüberschreitungen in heterogene Sozialwelten sind die Pioniere typische Forschungstechnologen, Serienfotografie und Film kann damit aufgrund ihrer generischen Multifunktionalität als ein frühes Beispiel für eine sogenannte transversale Kultur gelten (Lettkemann und Tuma 2018).
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Eine noch genauere Klärung der Datensorten, und die Differenz zur Videoproduktanalyse machen findet sich in unserem Einführungsband (Tuma et al. 2013). Natürlich sind viele andere Klassifikationen und Sortierungen nach Genres möglich (z. B. Filmgenres).
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Selbstverständlich haben auch die jeweils eigenen Forschungsaufnahmen einen Sehstil, und Forschende folgen bestimmten Konventionen (Totale statt bewegter Kamera, meist gewissermaßen voyeuristischer Blick der Wissenschaft), über diese sollten sie sich aufgrund reflektierter Ethnografie und andauernder Diskussion mit Dritten immer wieder bewusst werden. Dieser Stil ist jedoch nicht Hauptfokus der Analyse.
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Ein spannender Zugang besteht jedoch auch bei der soziologischen Forschung darin, nicht einfach nur den Videos zu vertrauen, sondern sich an die Orte zu begeben, wo sie hergestellt werden; So hat etwa Laurier die Arbeit von Kino-Film-Cuttern untersucht (Laurier et al. 2008).
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Auch die Verwendung standardisierter Mimik- oder Emotionsmuster (Ekman 1982) ist eine typisch standardisierende Vorgehensweise, die teilweise auch in qualitativen Projekten hinzugezogen wird.
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Dabei stehen die Modalitäten jedoch nicht nebeneinander, sondern werden stets in ihrer Verschränkung betrachtet. Handlungszüge können in unterschiedlichster Form aneinander anschließen, sich gegenseitig verstärken oder zurücknehmen – Forschende müssen sie im Zusammenspiel rekonstruieren und verstehen.
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Allerdings werfen sich hier neue Probleme auf, etwa bezüglich der Langzeitarchivierung und anderer technischer und rechtlicher Schwierigkeiten. Außerdem ist die Anonymisierung bei audiovisuellen Daten weitaus aufwändiger als bei Standbildern.
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Tuma, R. (2021). Videoanalyse und Videographie. In: Geimer, A., Heinze, C., Winter, R. (eds) Handbuch Filmsoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10729-1_93
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