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Autonome Kunst als Konstrukt. Zur Legitimierung bürgerlicher Musik im Marxismus

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Autonomie der Kunst?

Part of the book series: Kunst und Gesellschaft ((KUGE))

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Zusammenfassung

In diesem Beitrag werden Fragen nach den Strategien der Legitimierung und Delegitimierung autonomer Kunst im sozialistisch/marxistisch orientierten Denken und politischen Handeln in der Frühphase der ehemaligen DDR behandelt. Von der unmittelbaren Nachkriegszeit an hatte die „Pflege des bürgerlichen Erbes“ – und damit vor allem auch der als autonom verstandenen Kunst des Bürgertums des 19. Jahrhunderts – einen hohen Stellenwert. Durch ihre ideologische Funktionalisierung wurde diese Kunst partiell der ihr zugeschriebenen Autonomie wieder beraubt. Am Beispiel der Rezeption der Musik des „klassischen Kanons“ wird gezeigt, zu welchen Schwierigkeiten der Versuch führt, „bürgerliche Kunst“ so umzudeuten, dass sie auch als Ausdruck der neuen politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse verstanden werden kann, die über sie auch gestützt und gerechtfertigt werden sollen. Wesentlicher Teil der Diskussion ist die Kompromissformel von der „relativen Autonomie“ der Kunst.

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Notes

  1. 1.

    Zum Expressionismusstreit und zu der Realismusdebatte in der Volksfront siehe vor allem Kantorowicz 1978.

  2. 2.

    Zum Bezug auf den kritischen Realismus in der Literaturgeschichte siehe Pracht et al. 1987, S. 452–478.

  3. 3.

    Siehe auch Kagan (1975, S. 549–555) und Dahlhaus (1977, S. 173–204).

  4. 4.

    Dieser, von Kaufmann in bedachter Wortwahl angedeutete methodische Rahmen, lässt freilich in seiner Anwendung Raum für – recht sonderlich wirkende – Simplifizierungen, wenn etwa Ernst Hermann Meyer das Wesen Johann Sebastian Bachs auf das „betont Menschliche“ reduzieren will, das so dominant sei, dass sein reiches Gefühlsleben gar die Unterscheidung geistlich/weltlich auflösen könne (Meyer 1957, S. 19).

  5. 5.

    „Trotz fehlender radikaler Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen der zunehmenden Entfremdung brachte Schönberg diese unbeschönigt zum Ausdruck“ (Mayer 1978, S. 270).

  6. 6.

    Wohl erschien die Literatur im Besonderen attraktiv für eine marxistische Ästhetik, da die Literatur „ideologisch und politisch weniger vieldeutig [war] als das in den nonverbalen künstlerischen Äußerungen Artikulierte“ (Mayer 1994, S. 655 f.).

  7. 7.

    Zum Topos des „gotischen“ Bach siehe Kreutziger-Herr (2003, S. 52–64 und 163).

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Domann, A. (2017). Autonome Kunst als Konstrukt. Zur Legitimierung bürgerlicher Musik im Marxismus. In: Karstein, U., Zahner, N. (eds) Autonomie der Kunst?. Kunst und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10406-1_6

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