Zusammenfassung
Um das dem Wandel unterliegende Beziehungsverhältnis von Parteien und Sozialstruktur auszuleuchten, hat die Cleavage-Theorie von Lipset und Rokkan sowohl für die Parteien- als auch für die Wahlforschung nichts von ihrem historisch fundierten, makrosoziologischen Wert verloren. Um sie als heuristischen Bezugsrahmen nutzbar zu machen, sind jedoch die Wechselwirkungen zwischen Sozialstruktur, Verhalten der Parteieliten und Parteiensystem zu berücksichtigen. Ohne dass gesellschaftliche Konflikte von Parteieliten aufgegriffen und für sie politische Unterstützung mobilisiert wird, lassen sie sich nicht im politischen Wettbewerbsbereich institutionalisieren. Bei dem Aufbau und dem Erhalt von auf Cleavages fußenden dauerhaften Bindungen zwischen Parteien und gesellschaftlichen Gruppen fällt Eliten durch „Kultivierung“ (Karl Rohe) eine aktivierende Schlüsselrolle zu, wobei die historische Einbettung gesellschaftlicher Interessenstrukturen den Manövrierspielraum der Eliten einschränkt.
Mit der strategischen Neuausrichtung auf die stimmenmaximierende Volkspartei unter den Bedingungen der Mittelschichtgesellschaft ergibt sich für Parteieliten der Zwang, aber auch die Chance, von der Vertretung der Traditionsgruppen abzukehren und sich kurzfristig taktisch neuen Wählerkoalitionen zuzuwenden.
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Eith, U., Mielke, G. (2017). Gesellschaftlicher Strukturwandel und soziale Verankerung der Parteien. In: Wiesendahl, E. (eds) Parteien und soziale Ungleichheit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10390-3_2
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