Skip to main content

Aufstieg und Untergang einer neuen Weltordnung: Empire von Michael Hardt und Antonio Negri

  • Chapter
  • First Online:
  • 5372 Accesses

Zusammenfassung

Der amerikanische Literaturwissenschaftler Michael Hardt und der italienische Marxist und Philosoph Antonio Negri legen mit ihrem Werk Empire die philosophische Konstruktion einer neuen globalen Weltordnung, dem Empire, vor. Diese neue Weltordnung ist allumfassend, grenzenlos und bietet neue Möglichkeiten für den Postmarxismus bezüglich Zusammensetzung des Proletariats und neue Formen der Revolution. Der Artikel liefert sowohl Hintergrundinformationen über die beiden Autoren als auch Beschreibungen zu Charakteristika, Entstehung, Ausdehnung und Aufstieg sowie Möglichkeiten des Verfalls des Empires. Hierbei werden rechtliche, ökonomische und gesellschaftliche Aspekte herausgearbeitet. Abschließend wird die Rezeption des Werkes dargestellt sowie über die Grundideen des Empires kritisch reflektiert.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   39.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Hardt bezieht dies vor allem auf amerikanische Aktivisten, die sich außerhalb der USA engagieren.

  2. 2.

    Die im Folgenden genannten Werktitel und Erscheinungsjahre beziehen sich auf die englische Version des jeweiligen Werkes und nicht auf die italienische Originalversion (Negri 1981a, 1981b, 1992).

  3. 3.

    2012 erschien ihr Werk Declaration, indem sie die Occupy-Bewegung thematisieren und die These aufstellen, dass diese soziale Bewegung neue Formen der Demokratie auslote (Hardt und Negri 2012).

  4. 4.

    Im Folgenden wird auf die deutsche Ausgabe des Werkes (Hardt und Negri 2003) zurückgegriffen. Abweichungen zum englischen Original werden kenntlich gemacht.

  5. 5.

    Zum besseren Verständnis muss hierbei angemerkt werden, dass das Empire als Konzept und Endprodukt allumfassend und grenzenlos ist, es existiert jedoch nicht, sondern entsteht. Mit dieser Entstehung einhergehend sind dem Empire anfangs sehr wohl Grenzen gesetzt, welche mit der Expansion langsam aufgelöst werden. Die Autoren grenzen dies nicht immer klar voneinander ab. Dies ist dem Anspruch des Empires nicht als reines theoretisches Konzept, sondern als realer globaler Weltordnung geschuldet.

  6. 6.

    Das Konzept der Kontrollgesellschaft ist nach Meinung der beiden Autoren eine Erweiterung der Disziplinargesellschaft. Letztere wird charakterisiert durch Institutionen, wie Schulen, Gefängnisse, Fabriken oder Kliniken, welche Normen für Verhalten aufzeigen und nicht der Norm entsprechendes Verhalten abstrafen (Hardt und Negri 2003, S. 38). In der Kontrollgesellschaft verlieren diese Institutionen ihre Grenzen und weiten sich aus (Hardt und Negri 2003, S. 38). Die Ausübung der Disziplinarmacht wirkt direkt auf den einzelnen Bürger. Es findet demnach eine „Intensivierung und Verallgemeinerung der normalisierenden Disziplinarmechanismen“ (Hardt und Negri 2003, S. 38) statt.

  7. 7.

    Hardt und Negri greifen auch bei diesem Begriff auf Foucaults Konzept der Biopolitik (Foucault 1977−86) zurück, interpretieren es jedoch neu, da sie das ursprüngliche Konstrukt als zu „strukturalistisch […]“ (Hardt und Negri 2003, S. 42) einschätzen.

  8. 8.

    Dies bedeutet keineswegs eine Abkehr von marxistischen Ideen. Die Autoren sehen sich in der Tradition Marx‘ und verstehen ihr Werk Empire als Weiterentwicklung des Kommunistischen Manifestes.

  9. 9.

    In der englischen Originalausgabe wird der Begriff ‚Multitude‘ verwendet, welcher im Deutschen mit Menge übersetzt wird (u. a. Hardt und Negri 2004b, S. 352). ‚Multitude‘ ist für Hardt und Negri nichts anderes als „Singularitäten, die gemeinsam handeln“ (Hardt und Negri 2004b, S. 123), also eine Art globale Zivilgesellschaft. Die Menge ist abzugrenzen von herkömmlichen Konzepten wie Volk und Arbeiterklasse, denen in der politikwissenschaftlichen Philosophie meist ein gemeinsamer Wille angerechnet wird (Hardt und Negri 2004b, S. 352). Die von Hardt und Negri verwendete Begrifflichkeit ist nicht selbst erdacht, sie geht auf ein Konzept Spinozas zurück, wendet sich aber von diesem in bestimmten Punkten ab. Genau in dieser Menge liegt der Grund sowohl für Aufstieg als auch Untergang des Empires begründet (Hardt und Negri 2004b, S. 78, 223). Durch den Wegfall hierarchischer Strukturen und die Konstruktion des Empires als dezentralisiertes Ordnungssystem liegt der Fokus auf der Menge. Diese trage das Empire, könne es somit aber auch verändern und einen alternativen Gegenentwurf mitentwickeln und aufbauen (Hardt und Negri 2004b, S. 78, 216, 223).

  10. 10.

    Da das Empire grenzenlos ist, kann es keinen Angriff von außen geben, sondern nur von innen (Hardt und Negri 2003, S. 400). Durch die fehlenden hierarchischen Strukturen dieses Ordnungssystems ist es jedoch von überall her aus dem Inneren angreifbar (Hardt und Negri 2003, S. 400).

  11. 11.

    Neben dem Machtverlust staatlicher Souveränität sehen die Autoren auch das Aufkommen des Fundamentalismus seit dem Ende der Sowjetunion als Symptom dieses Paradigmenwechsels (Hardt und Negri 2003, S. 159).

Literatur

  • Benl, Andreas. 2005. Alles vermengt. Das Empire, die Multitude und die Biomacht. Jungle World, Nr. 48, 30.11.2005. http://jungle-world.com/artikel/2005/48/16489.html. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Blakrishan, Gopal. 2000. Hardt and Negriʼs Empire. New Left Review, Nr. 5, September-October. http://newleftreview.org/II/5/gopal-balakrishnan-hardt-and-negri-s-empire. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Fanizadeh, Andreas. 2002. Kommunistisches Manifest, Cyberpunk, Bluff? Jungle World, Nr. 28, 03.07.2002. http://jungle-world.com/artikel/2002/27/23661.html. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Foucault, Michel. 1986. Der Gebrauch der Lüste (= Sexualität und Wahrheit, Bd. 2) Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

    Google Scholar 

  • Ganahl, Rainer. o. J. Marx is still Marx. Antonio Negri. Interview with Rainer Ganahl. http://semiotexte.com/?p=660. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael. 1990. The art of organization: Foundations of a political ontology in Gilles Deleuze and Antonio Negri. Seattle: Diss. University of Washington.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael. 1993. Gilles Deleuze: An apprenticeship in philosophy. Minneapolis: University of Minnesota Press.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 1994. Labor of dionysus: A critique of the state-form. Minneapolis: University of Minnesota Press.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2000. Empire. Cambridge: Harvard University Press.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2003. Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt a. M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2004a. Multitude: War and democracy in the age of empire. New York: Penguin Books.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2004b. Multitude. Krieg und Demokratie im Empire. Frankfurt a. M.: Campus.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2009. Commonwealth. Cambridge: Belknap Press of Harvard University Press.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Antonio Negri. 2012. Declaration. o. O: Argo-Navis.

    Google Scholar 

  • Hardt, Michael, und Paolo Virno. 1996. Radical thought in Italy: A potential politics. Minneapolis: University of Minnesota Press.

    Google Scholar 

  • Kettner, Fabian. o. J. How to strike back the „Empire“. http://www.rote-ruhr-uni.com/texte/kettner_empire.shtml. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Kreisler, Harry. 2004. Empire. Conversation with Michael Hardt, 12.03.2004. http://globetrotter.berkeley.edu/people4/Hardt/hardt-con1.html. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Lau, Jörg. 2002. Biomacht und Kommunismus. Die Zeit, Nr. 22, 23.05.2002. http://www.zeit.de/2002/22/Biomacht_und_Kommunismus/komplettansicht. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Martini, Tania. 2012. „Demokratie!“ von Negri & Hardt. Gefangen im Manifest, 13.03.2012. http://www.taz.de/!112677/. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 1981a. Lʼanomalia selvaggia: saggio su potere e potenza in Baruch Spinoza. Mailand: Feltrinelli.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 1981b. Marx oltre Marx: quaderno di lavoro sui Grundrisse. Mailand: Feltrinelli.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 1984. Marx beyond Marx. Lessons on the Grundrisse. South Hadley: Bergin & Garvey.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 1991. The savage anomaly. The power of Spinozaʼs metaphysics and politics. Minneapolis: University of Minnesota Press.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 1992. Spinoza sovversivo: variazioni (in)attuali. Roma: Pellicani Editore.

    Google Scholar 

  • Negri, Antonio. 2004. Subversive Spinoza: (Un)Contemporary variations. Manchester: Manchester University Press.

    Google Scholar 

  • Preuß, Joachim, und Valeska von Roques. 1997. Man braucht keine Utopie mehr. Der Spiegel, Nr. 31, 28.07.1997. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8752179.html. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Rapp, Tobias. 2002. Hier kommt der Masterplan. Jungle World, Nr. 13, 20.03.2002. http://jungle-world.com/artikel/2002/12/24258.html. Zugegriffen: 14. Jan 2015.

    Google Scholar 

  • Roellecke, Gerd. 2001. Das Empire schlägt nicht zurück, 16.08.2001. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-das-empire-schlaegt-nicht-zurueck-11277853-p2.html. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Stanicic, Sascha. 2002. Empire oder Imperialismus? Globalisierung und Nationalstaat, Industriegesellschaft und Neue Technologien, Arbeiterklasse und Multitude – eine Auseinandersetzung mit Michael Hardt und Antonio Negri, 2.10.2002. https://www.sozialismus.info/2002/10/10182/. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • The European Graduate School. o. J. Antonio Negri. Biography. http://www.egs.edu/faculty/antonio-negri/biography/. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Thompson, Paul. 2005. Foundation and empire: A critique of Hardt and Negri. Capital & Class, 29 (2): 73–98. (Summer 2005).

    Article  Google Scholar 

  • Vulliamy, Ed. 2001. Empire hits back, 21.07.2001. http://www.theguardian.com/books/2001/jul/15/globalisation.highereducation. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

  • Zisek, Slavoj. 2001. Have Michael Hardt and Antonio Negri Rewritten the Communist manifesto for the Twenty-First Century? Rethinking Marxism, No. 3/4. http://www.lacan.com/zizek-empire.htm. Zugegriffen: 14. Jan. 2015.

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Linda Wimmer M.A. .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Wimmer, L. (2016). Aufstieg und Untergang einer neuen Weltordnung: Empire von Michael Hardt und Antonio Negri. In: Sebaldt, M., Friedel, A., Fütterer, S., Schmid, S. (eds) Aufstieg und Fall westlicher Herrschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10217-3_13

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-10217-3_13

  • Published:

  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-10216-6

  • Online ISBN: 978-3-658-10217-3

  • eBook Packages: Social Science and Law (German Language)

Publish with us

Policies and ethics