Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag soll das Projekt „Psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf (BASIS)“ mit dem Fokus auf Standortbestimmung und Selbstprofessionalisierung dargestellt werden. Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Verbesserung der Qualität der Kasseler Lehrerbildung und umfasst im Wesentlichen ein für alle Lehrämter verpflichtendes Studienelement, das 2008 an der Universität Kassel eingeführt wurde (Bosse et al., Professionelle Lehrerbildung im Spannungsfeld von Eignung, Ausbildung und beruflicher Kompetenz, 2012).
Zu Beginn wird der theoretische Hintergrund des Projekts skizziert, dabei wird die Frage der Eignungsabklärung und der Professionalisierung thematisiert und das zugrundeliegende Kompetenzkonzept spezifiziert. Anschließend werden Bedingungen auf Seiten der Studierenden, die den Erfolg von Selbstprofessionalisierung beeinflussen, sowie die methodischen Rahmenbedingungen, die diesen Prozess fördern, beleuchtet. Im zweiten Teil werden dann die konzeptuellen Grundlagen und ihre praktischen Implikationen für Aufbau, Inhalte und Durchführung des Studienelements psychosoziale Basiskompetenzen dargestellt. Ausgewählte Evaluationsdaten werden abschließend berichtet.
Das Studienelement „psychosoziale Basiskompetenzen für den Lehrerberuf“ ist seit 2008 integraler Bestandteil der Kasseler Lehramtsausbildung und wird von allen Lehramtsstudierenden im ersten Studienjahr durchlaufen. Es sensibilisiert für psychosoziale Anforderungsdimensionen im Lehrerberuf, ermöglicht eine Standortbestimmung im Hinblick auf eigene Kompetenzvoraussetzungen und Entwicklungsbereiche. Das Studienelement bietet Lerngelegenheiten zur selbst-reflexiven Auseinandersetzung mit Berufs- und Studienwahlmotivation und fördert zielorientierte Entwicklungsprozesse.
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Notes
- 1.
Die Überschneidung dieses Konstrukts mit dem Persönlichkeitsmerkmal „Offenheit für neue Erfahrung“, als eine Facette der „Big Five“, ist deutlich. Das Persönlichkeitsmerkmal „Offenheit für neue Erfahrung“ ist auf einem sehr hohen Abstraktionsniveau anzusiedeln und deshalb für den Erkenntnisgewinn im vorliegenden Fall nicht sehr aussagekräftig. Deshalb sollen im Folgenden für die Kompetenzentwicklungsbedingungen spezifischere Konstrukte herangezogen werden.
- 2.
Einschränkend muss gesagt werden, dass selbst unter diesen Umständen eine unvoreingenommene Auseinandersetzung mit Informationen, die gegen die getroffene Entscheidung sprechen, nur noch selten und eingeschränkt stattfinden wird, nachdem die Festlegung auf eine Entscheidungsalternative einmal erfolgt ist, wie das Rubikon-Modell der Handlungsphasen (vgl. Achtziger und Gollwitzer 2009) nahelegt.
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Döring-Seipel, E., Seip, M. (2016). Projekt „Psychosoziale Basiskompetenzen“: Standortbestimmung und Selbstprofessionalisierung. In: Boeger, A. (eds) Eignung für den Lehrerberuf. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10041-4_13
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