Zusammenfassung
Der italienische Rechts- und Sozialphilosoph Giorgio Agamben (geb. 1942) hat Hobbes’ „Leviathan“ gründlich gelesen (2014), allerdings andere souveränitätstheoretische Schlüsse daraus gezogen als dieser. Foucault geht seiner Ansicht nach nicht weit genug. Für Agamben ist der Naturzustand weder eine reale Epoche noch ein vorrechtlicher Zustand, sondern „in Wahrheit ein Ausnahmezustand“, der „im bürgerlichen Staat in Form der souveränen Entscheidung fortwährend wirksam“ bleibt (2003). Für Agamben ist der Ausnahmezustand neben Staat, Territorium und Nation das vierte Element der politischen Ordnung. Er versucht den rein rechtlichen und biotechnischen Zugriff auf das Leben aufzubrechen. Er setzt sich sowohl mit Karl Marx und Martin Heidegger wie mit Walter Benjamin und Michel Foucault, mit Hannah Arendt und Carl Schmitt auseinander. Von Walter Benjamin (1892–1940) hat er die Gattung des erzählerischen Denkbildes übernommen. Agamben denkt strukturell und nutzt die Analogie fast bis zum Exzess, um eingefahrene Denkmuster zu sprengen. So gelingt es ihm, Phänomene, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, wie z. B. Auschwitz, Guantánamo und Intensivstation, in einen Sinnzusammenhang zu bringen.
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Voigt, R. (2015). Agambens homo sacer. In: Der moderne Staat. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10028-5_16
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