Zusammenfassung
Auch wenn Organisationen als offene Systeme gesehen werden, die in einem Austausch- und Beeinflussungsverhältnis zu ihrer Umwelt stehen, bleibt der Blick immer noch hauptsächlich auf Organisationen (als Gegenstand der Analyse) gerichtet. In den zwei letzten Kap. 9 und 10 soll jetzt die Blickrichtung gewechselt werden, indem die Umwelt und dabei speziell „die Gesellschaft“ als Ausgangs- und Endpunkt der Betrachtung dient. Zuerst wird in Kap. 9 die Sichtweise erläutert, Organisationen als Mesoebene zusätzlich zur Mikro- und Makroebene einer Gesellschaft zu konzipieren. Diese Sichtweise läuft für die soziologische Theorie und Empirie sehr häufig auf die Forderung „bringing organizations back in“ hinaus. Die Angebrachtheit dieser Forderung kann und soll hier lediglich an einigen Beispielen illustriert werden. Ebenfalls noch im ersten Abschnitt von Kap. 9 wird eine einfache Systematik vorgestellt, mit der man unterschiedliche gesellschaftliche Effekte von Organisationen einfangen kann. Diese Systematik mit einer Differenzierung positiver und negativer Effekte von Organisationen auf der Mikroebene der Individuen einerseits und auf der Makroebene der Gesellschaft andererseits liefert dann den Stoff für die weiteren Unterabschnitte von Kap. 9.
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Notes
- 1.
Eine etwas andere Dreiebenen-Differenzierung verwendet Niklas Luhmann im Rahmen seiner allgemeinen Systemtheorie. Als Ebenen sozialer Systembildung bzw. als Systemtypen unterscheidet er die Mikroebene der Interaktion, die mittlere/intermediäre Ebene der Organisation und die Makroebene der Gesellschaft (ausführlich dazu Heintz und Tyrell 2015).
- 2.
An dieser Stelle sei nochmals auf die „Risiken und Nebenwirkungen organisationalen Wandels“ verwiesen, die – auch mit Bezug auf die Motivation und Loyalität der Arbeitskräfte – in Abschn. 8.2 angesprochen wurden.
- 3.
Den Gegenpol zu inklusiven Institutionen/Organisationen, die möglichst alle Betroffenen einbeziehen, bilden bei Acemoglu/Robinson extraktive Institutionen/Organisationen, die nur den Interessen einzelner Privilegierter dienen.
- 4.
Ausführlicher zu diesem „Arbeitsextraktionsproblem “ und zu den Parallelen zwischen Neo- Marxismus und der Agency-Theorie vgl. den Beitrag von Johannes Berger (1999) mit dem schönen Titel: „Warum arbeiten die Arbeiter?“.
- 5.
Neben der Gefahr der Ausbeutung der Arbeiter im Binnenverhältnis besteht in modernen Wohlfahrtsökonomien auch eine ernsthafte Gefahr der Ausbeutung der Allgemeinheit durch profitorientierte Unternehmen. Dies u. a. in der Form einer so genannten „Externalisierung sozialer Kosten“: Arbeitskräfte werden in vielen Bereichen mit Arbeitsbedingungen konfrontiert, die sie längerfristig nicht durchhalten können, und wenn sie physisch und gesundheitlich nicht mehr mithalten können, werden sie in die kollektiv alimentierte Erwerbsunfähigkeit oder in den Vorruhestand entlassen.
- 6.
Die Argumentation zu diesem Konflikt kann sich theoretisch zum Teil auf die „Trägheitstheorie “ stützen, wie sie im Rahmen des organisationsökologischen Ansatzes vertreten wird (vgl. Abschn. 8.2). In Organisationen mit einem modernen bzw. modernistischen Selbstverständnis lässt sich eine Tendenz dergestalt beobachten, dass sie auf den genannten Konflikt mit einer vermehrten „Informalisierung ihrer Außenbeziehungen“ reagieren (Preisendörfer 2015).
- 7.
Anlässlich des 50. Geburtstages von McDonald’s fanden sich im SPIEGEL (Nr. 15, 11. April 2005, S. 79) folgende Angaben zur Geschäftstätigkeit des Konzerns im Jahr 2003: Weltweit machte McDonald’s $ 45,9 Mrd. Umsatz, hatte rund 1,5 Mio. „Beschäftigte“ (so man auch die vielen Billig- und Minijobs als Beschäftigungsverhältnis zählen will) und betrieb 31.100 Filialen in 119 Ländern.
- 8.
Es sei darauf hingewiesen, dass die These einer eigenständigen Funktionslogik in den verschiedenen Teilsystemen kaum mit der am Ende von Abschn. 9.4 vorgetragenen Sichtweise einer einheitlichen „Logik der Organisation“ und einer „Austauschbarkeit der Eliten“ harmoniert.
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Preisendörfer, P. (2016). Organisationen und Gesellschaft I: Effekte von Organisationen auf der individuellen und der kollektiven Ebene. In: Organisationssoziologie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10017-9_9
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