Zusammenfassung
Die oben erschlossenen komplexen Zusammenhänge lassen sich zusammenfassend als Modell einer synergetischen Ökonomischen Bildung darstellen. Ökonomisches Wissen und die Haltung zu diesem Wissen sind somit dynamische Muster einer Makroebene, die im Bildungsprozess, angeregt durch wissenschafts- und erfahrungshomomorphe Lernarrangements (Kontrollparameter) entstehen, und die je individuell das auf einer gedachten Mikroebene zunächst beobachtbare Sammelsurium von internen Parametern, wie kognitive Stile und Gewohnheiten, externen Parametern, wie Alltagstheorien und Erfahrungen oder vorwissenschaftlichen Erkenntnissen letztendlich selbstorganisierend und immer wieder mit den eigenen Parametern reflektierend, ordnen und zurechtrücken ( Selbstorganisation und Reflexion). Je mehr sich auf der Makroebene das Wissen und die Haltung als Ordnungsparameter herauskristallisieren, um so mehr gewinnen diese wiederum Einfluss auf die Mikroebene und verändern so alles, von den kognitiven Gewohnheiten bis hin zu den Sichtweisen auf die Welt. Haken selber spricht in diesem Kontext von einer „Versklavung”. Dieser Rückkopplungsprozess, im Bildungskontext bei uns „Reflektion” genannt, ist jedoch wichtig, um überhaupt eine dynamische Stabilität der Ordnungsparameter erklären zu können. Die so entstandenen Strukturen auf der Makroebene beeinflussen wiederum die Kontrollparameter, also die Anreize, die durch die Wahl geschickt gewählter Unterrichtsmethoden gesetzt werden, die ihrerseits zwar primär auf die Mikroebene, aber auch direkt auf die Makroebene Einfluss haben.
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Notes
- 1.
Krol weist wie bereits erwähnt auf die Ablehnung der Ökonomischen Verhaltenstheorie durch allgemeinbildende wirtschaftsdidaktische Bemühungen hin. Er zeigt aber, dass die Kritik nur sehr bedingt gerechtfertigt ist, und betont, dass es unzulässig wäre, die Idee des rationalen Handelns insgesamt im Rahmen der Ökonomischen Bildung auszuklammern (Krol 1994, S. 71 ff.).
- 2.
Es ist offensichtlich, dass der Begriff ‚Idee‘ in diesem Zusammenhang nichts mit der Ideenlehre Platons zu tun hat!
- 3.
Anders formuliert: Die Wahrheit kann als eine vorausgesetzte apriorische Bestimmung, bzw. als transzendental angesehen werden (Heitger 1990, S. 18 f.).
- 4.
Das ‚Gute‘ ist daher wie die ‚Wahrheit‘ eine transzendentale Idee.
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Liening, A. (2015). Synergetisches Modell Ökonomischer Bildung – Der Dortmunder Ansatz. In: Ökonomische Bildung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09727-1_5
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