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Resilienz im Kontext von Sozialer Arbeit: Das Geheimnis der menschlichen Seele lüften?

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Part of the book series: Studien zur Resilienzforschung ((STRE))

Zusammenfassung

Manchmal kommt es besser, als man denkt. sprichwörtlich ist damit umschrieben, was in Psychologie, Pädagogik und Sozialer Arbeit unter Resilienz verstanden wird. In diesen Disziplinen spricht man von Resilienz, wenn sich ein Mensch von einem Trauma oder einem Schicksalsschlag „schneller und besser“ erholt, als eigentlich zu erwarten wäre. Oder wenn ein Kind eine außerordentlich risikobelastete Lebenssituation besser meistert, als wir gemeinhin annehmen würden. Resilienz meint also eine auffallend starke psychische Widerstandskraft. Die Rede ist dabei von außergewöhnlichen, nicht zum normalen Entwicklungsverlauf gehörenden Risiken, wie etwa Aufwachsen in materieller Armut, Trennung und Scheidung der Eltem, schwere Behinderung oder Fluchterfahrung, also von nicht-normativen Entwicklungsrisiken. Die Quintessenz der Forschung besagt, dass in Hoch-Risiko-Konstellationen sogenannte Schutzfaktoren besonders effektiv zum Tragen kommen. Da die Ausprägung von Resilienz prinzipiell förderbar ist, versuchen entsprechende Programme, vorhandene Schutzfaktoren zu stärken und zusätzliche Schutzfaktoren zu mobilisieren oder zu generieren. Hier geht es nicht um eine ein-eindeutige Kausalität im Sinne eines klaren „Wenn-dann“, sondern immer um Wahrscheinlichkeiten. Die Effektivität von Resilienzförderung wird anhand des Beispiels einer Hoch-Risiko-Gruppe, namlich eines Förderprojektes bei Roma-Flüchtlingskindem in Köln, demonstriert. Bei Resilienzförderung darf man erwarten, dass es wahrscheinlich in etlichen Fällen besser kommt, als man es ohne Förderung hätte befürchten müssen.

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Notes

  1. 1.

    Jack Block, ein amerikanischer Psychologe, hat bereits in den 1950er Jahren von „ego-resiliency“ gesprochen.

  2. 2.

    Zu diesem Aspekt von Resilienz siehe beispielsweise die Website der Initiative für Raum und Resilienz, ein laufendes Projekt der Universität Weimar (Universität Weimar 2014).

  3. 3.

    Diese Meinung ist nicht unumstritten, da durchaus auch die Auffassung vertreten wird, dass Resilienz eine menschliche Eigenschaft sei, über die jemand verfüge oder eben auch nicht. Vor allem im genetischen Diskurs über Resilienz liegt eine solche Auffassung nahe. Vgl. dazu beispielsweise die Beiträge von Holtmann & Laucht und Hüther im Sammelband von Opp und Fingerle 2007.

  4. 4.

    Corina Wustmann hat in ihrer einführenden Publikation zu Resilienz im frühpädagogischen Bereich eine Zusammenstellung von Risiko- und Schutzfaktoren vorgenommen, bei der sie Auflistungen aus verschiedenen Resilienzstudien miteinander kombiniert hat.

  5. 5.

    Soziale Arbeit ist der Oberbegriff für die gemeinsamen Arbeits-, Praxis- und Berufsfelder der Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Als wissenschaftliche Disziplin hat sich neben der Sozialpädagogik seit neuerem die Sozialarbeitswissenschaft etabliert, die vor allem an Fachhochschulen gelehrt wird. Zur Auseinandersetzung über den disziplinären Status der Sozialarbeitswissenschaft vgl. Birgmeier und Mührel 2009.

  6. 6.

    Als Disziplin war die Sozialpädagogik immer schon und ist sie auch heute noch an den Universitäten vertreten, als Teildisziplin der Pädagogik. Das dort absolvierte Studium qualifiziert zur Ausübung eines sozialpädagogischen Berufs. Seit den 1970er Jahren findet parallel dazu an den neu an Fachhochschulen gegründeten Fachbereichen für Soziale Arbeit eine stärker praxisorientierte akademische Ausbildung zur Sozialarbeit und Sozialpädagogik statt, die zunächst in zwei getrennten Studiengängen erfolgte. Seit neuerem sind diese beiden Studiengänge dort zusammengeführt worden.

  7. 7.

    Sie agiert zum Beispiel im Auftrag der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe und unterstützt ihre Adressaten bei der Geltendmachung von Ansprüchen an den Sozialstaat.

  8. 8.

    Die Sozialarbeitswissenschaft wurde 2001 durch die Rektoren- und Kultusministerkonferenz als Disziplin anerkannt.

  9. 9.

    Das zeigt sich auf den ersten Blick in den Curricula der Studiengänge zur Sozialen Arbeit.

  10. 10.

    Das „Handbuch Resilienzförderung“ (Zander 2011) gibt einen umfangreichen Überblick zur aktuellen Praxis von Resilienzförderung im sozialpädagogischen Bereich.

  11. 11.

    Das vollständige Manual von Grotberg kann in deutscher Übersetzung nachgelesen werden: Grotberg, in: Zander 2011.

  12. 12.

    Dieses Schulprojekt wird öffentlich vom Schul- und Jugendamt der Stadt Köln sowie vom Land NRW gefördert. Die Kinder werden dort von einem Lehrerteam, das eigens aus dem regulären Schuldienst dazu abgeordnet wird, unterrichtet. In der Praxis heißt das, dass die Kinder, aufgeteilt in zwei Klassen, so lange die Schule bei Amaro Kher besuchen, bis sie für den „Umstieg in eine reguläre Schule“ gewappnet erscheinen. Seit 2006 wird vom Rom e. V. übrigens auch eine Kindertagesstätte für Kinder im Vorschulalter angeboten.

  13. 13.

    Das pädagogische Team der Nachmittagsbetreuung bildeten Ilona Obergfell, Uli Hahn und Christian Bödefeld. Das Team der wissenschaftlichen Begleitung bestand aus Prof. Dr. Margherita Zander (Leitung) und Dr. Bettina Kruth. Das Projekt „Resilienzförderung mit Roma-Flüchtlingskindern“ wurde von „Aktion Mensch“ gefördert. Auf diese Weise wurden während der Projektlaufzeit von drei Jahren (August 2009–August 2012) zwei halbe Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte und die wissenschaftliche Begleitung von „Aktion Mensch“ finanziert. Träger dieses Projekts – wie von Amaro Kher als „Schule für Roma-Kinder“ – war und ist weiterhin der Rom e. V. Köln. Die gekürzte Projektbericht ist als Broschüre erschienen und als pdf-Datei erhältlich: Zander 2012.

  14. 14.

    Vgl. Evaluationen von Resilienzförderprojekten in der Bundesrepublik bei: Fingerle und Walther 2008.

  15. 15.

    Siehe hierzu die Broschüre „Ich kann übers Feuer springen“, die vom Rom e. V. vertrieben und unter folgender Adresse als pdf-Datei abgerufen werden kann: www.margherita-zander.de.

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Zander, M., Roemer, M. (2016). Resilienz im Kontext von Sozialer Arbeit: Das Geheimnis der menschlichen Seele lüften?. In: Wink, R. (eds) Multidisziplinäre Perspektiven der Resilienzforschung. Studien zur Resilienzforschung. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09623-6_3

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  • Publisher Name: Springer, Wiesbaden

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