Zusammenfassung
Seit geraumer Zeit scheint die öffentliche Debatte über Armut und Sozialhilfe von Risikosemantiken durchsetzt, die sich paradoxerweise auf diejenigen, die den sozialstaatlichen Regulierungs- und Regierungsweisen ausgesetzt sind, als ‚Risikogruppen‘ bezieht. Diejenigen also, die im Sinne von sozialer Ungleichheit, Armut und sozialer Verunsicherung (Castel 2009) gefährdet sind, die unter riskanten, prekären Verhältnissen leben, gelten als Risiko(gruppen).
Dieser Aufsatz geht von einem Vortrag aus, den ich gemeinsam mit meiner Kollegin Rebecca Mörgen unter dem Titel „Riskante Repräsentationen – Soziale Arbeit und ihre vulnerablen Anderen“ entwickelt und auf der Tagung „Rien ne va plus? Umgang mit Risiken in der Sozialen Arbeit“ zur Diskussion gestellt habe. Ich danke ihr für einen intensiven und inspirierenden gemeinsamen Arbeitsprozess, auf dem dieser Aufsatz beruht.
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Vorrink, A. (2015). Integrationsrisiken, Sozialhilfe und Soziale Arbeit – die Perspektive Vulnerabilität. In: Hongler, H., Keller, S. (eds) Risiko und Soziale Arbeit. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09126-2_8
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