Zusammenfassung
Deutsche Regionen sind unterschiedlich stark vom demografischen Wandel betroffen. Der Entwicklungstrend impliziert tiefgreifende Veränderungen der regionalen Struktur und beeinflusst die regionale Entwicklung. Vor diesem Hintergrund ist die Idee dieses Beitrags zu untersuchen, inwieweit Hochschulen, als wesentlicher Faktor regionaler Entwicklung, einen Beitrag leisten können, um negativen Konsequenzen von regionalen Schrumpfungsprozessen entgegenzuwirken. Dabei betrachten wir einerseits die Förderung von Hochschulausgründungen. Andererseits untersuchen wir auf Basis von Experteninterviews in sechs Fallstudienregionen Unterschiede bezüglich des Förderinstrumentariums sowie der Wahrnehmung des demografischen Wandels als „Challenge“ für die Gründungsförderung an Hochschulen. Es zeigt sich im Ergebnis, dass Hochschulausgründungen im Allgemeinen als auch im Hinblick auf solche bei denen das Geschäftsmodell einen expliziten Demografiebezug aufweist kaum in Schrumpfungsregionen stattfinden. Ferner wird die Auswirkung demografischen Wandels auf das Hochschulausgründungsgeschehen in der Arbeit der Technologietransferstellen kaum wahrgenommen.
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Notes
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Die dargestellte Argumentationskette deckt sich auch mit den Aussagen der von uns interviewten Akteure, die für Technologietransfer und Gründungsförderung in den Fallstudien-Hochschulen verantwortlich sind (für Details, siehe Kap. 5).
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Die jeweiligen Zuschüsse für das Gründerstipendium beziehen sich auf den Zeitraum bis Dezember 2014. Die Förderrichtlinie wurde angepasst und die Zuschüsse erhöht (siehe www.exist.de).
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Eine weitere Maßnahme zur Förderung von Projekten, die langfristig in eine Gründung führen könnten, ist der EXIST-Forschungstransfer. Hierbei handelt es sich aber um Projekte bei denen im Gegensatz zum Gründerstipendium noch kein konkreter Businessplan/Geschäftsmodell vorliegt (EXIST 2013). Somit kann für diese Vorhaben auch kein Demografiebezug ermittelt werden. Ferner liegt bei diesen Projekten der Gründungszeitpunkt noch weit in der Zukunft während bei einem Gründerstipendium eine unmittelbare Gründung bevor steht. Damit sind über diese Maßnahme geförderte Projekte für die hier verfolgte Fragestellung weniger relevant.
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- 5.
Lediglich 12 (1.4 %) aller Gründerstipendien wurden an private Hochschulen vergeben. Kein Stipendium an Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft. Darüber hinaus wurden 22 Stipendien an Forschungseinrichtungen vergeben, die wir ebenfalls nicht berücksichtigten, da in der Hochschulstatistik keine Informationen zu diesen Einrichtungen vorliegen.
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An dieser Stelle danken wir Patrick Guette für exzellente Unterstützung bei der Recherche.
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Um die Einstufung und Bewertung einheitlich zu gestalten war nur eine Person mit der Recherche beauftragt, um subjektive Unterschiede in der Wahrnehmung auszuschließen. Eine Liste mit Projekten kann auf Nachfrage bereitgestellt werden.
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Der Grund hierfür ist, dass die Recherche nach den Projekten erfolglos verlief. Vermutlich sind aus den geförderten Projekten keine echten Gründungen entstanden.
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Dabei ist bei den beiden Ausprägungen interessanterweise ausgeschlossen, dass sowohl eine Gründung ohne als auch eine Gründung mit Demografiebezug im gleichen Jahr an derselben Hochschule entstanden ist. D.h., entweder weisen Hochschulen in den einzelnen Jahren entweder nur demografiebezogene Stipendien oder nur nichtdemografiebezogene Stipendien oder gar keine Stipendien auf.
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Die Informationen zur Bevölkerung stammen vom Bundesinstitut für Ban-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).
- 11.
Für eine Übersicht über Definition und statistische Ausprägung der Variablen, siehe im Anhang: 4. Definition und statistische Ausprägung der Hauptuntersuchungsvariablen (Übersicht 7.6), abrufbar unter: www.hof.uni-halle.de/publikation/regdemo-abschlussband.
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Abschließend nutzen wir neben der Altersstruktur die allgemeine Bevölkerungsentwicklung seit 1990 als Indikator für demografischen Wandel. Erstaunlicherweise hat dieser Indikator nur einen schwach signifikanten Einfluss auf das universitäre Ausgründungsgeschehen. Die Ergebnisse können auf Wunsch weitergegeben werden.
- 13.
vgl. Peer Pasternack/Sebastian Schneider/Steffen Zierold: Programmatik und Aktivitäten. Die hochschulischen Leistungsstrukturen in regionalen Kontexten, in diesem Band.
- 14.
Der gesamte Interviewleitfaden kann auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.
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Piontek, M., Wyrwich, M. (2015). Die Förderung von Gründungen und Gründungskultur an Hochschulen vor dem Hintergrund demografischen Wandels. In: Fritsch, M., Pasternack, P., Titze, M. (eds) Schrumpfende Regionen - dynamische Hochschulen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09124-8_7
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