Zusammenfassung
Heutige betriebliche Realität ist geprägt von hoher Dynamik, Internationalisierung sowie einem Produktionsverständnis, welches marktgetrieben ist und auf die Anforderungen und Wünsche der Kunden eingeht (Reichwald und Piller 2002). Reichwald und Piller (Reichwald und Piller 2002: 4) sprechen von der „neuen Macht der Abnehmer“. Zu diesem Trend der Individualisierung kommt der zunehmende Innovationsdruck hinzu. Unternehmen sind gezwungen, ständig nach wettbewerbsvorteilebringenden Neuerungen innerhalb ihrer Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen zu streben. Dies erfordert neben einer gewissen Kreativität (Bullinger 1996) auch die Verknüpfung von unterschiedlichen, bestehenden oder neuen Wissensbeständen, deren Kombination dann in einem neuen Anwendungskontext als Innovation zur Abgrenzung zu Konkurrenten und der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Während in der Vergangenheit dieser Prozess häufig losgelöst von betrieblicher Praxis und auf technologische Aspekte fixiert in einem Forschungs- und Entwicklungskontext stattfand, ist heute eine Öffnung des Innovationsprozesses zu beobachten (Heidenreich 1997; Mai 2014). Unterstützt wird dies durch die Entwicklungen im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien (Piller und Reichwald 2009). Sie ermöglichen mit den Entwicklungen des Web 2.0, der zunehmenden Vernetzung der Menschen über Social Media und dem Aufkommen neuer web-basierter Wertschöpfungsstrategien eine effektive und effiziente Gestaltung von Innovationsprozessen über die Organisationsgrenzen hinaus. Mit der zunehmenden Vernetzung und den technologiebasierten Kommunikationsmöglichkeiten steigen die Mitbestimmungsmöglichkeiten des Einzelnen. Märkte, Dienstleistungen und Organisationen sind verstärkt durch demokratische oder zumindest scheinbare Mitbestimmung der Stakeholder charakterisiert. Hierbei werden beispielsweise die Kunden aktiv in Entwicklungs-, Vermarktungs- und andere Kernprozesse einbezogen (Reichwald und Piller 2002). Auch unternehmensintern, das heißt auf organisationaler Ebene, werden Hierarchien abgebaut (Mai 2014) und der Mitarbeiter wird zum Unternehmer im Unternehmen, der eigenverantwortlich und kompetent die Wertschöpfung der Organisation sichert (Piller und Reichwald 2009). Es wird davon ausgegangen, dass alle Mitarbeiter auf Basis ihrer qualifikatorischen Ressourcen, wie Erfahrung und Wissen, im Rahmen ihrer alltäglichen Arbeit in die organisationalen Innovationsprozesse involviert sind (Voß und Pongratz 1998).
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