Zusammenfassung
In Professionen wird die Arbeitsleistung in der Interaktion zwischen den beteiligten Personen erbracht, d. h. der Klient ist kein passiver Leistungsempfänger, sondern der Erfolg des Geschehens ist auf seine Mitwirkung angewiesen. Deswegen verlangt die Beziehung zwischen Professionellem und Klient eine spezielle Aufmerksamkeit; dies gilt für das Coaching ebenso wie für die anderen professionellen Formate. Um die Qualität einer „dialogischen Beziehung“ in professionellem Kontext zu erfassen, werden in diesem Kapitel die darin enthaltenen Paradoxien und Polaritäten erörtert. Ein Coach muss Paradoxien, wie z. B. das „Paradox der Anerkennung“, wahrnehmen und sich in spannungsreichen Polaritäten situationsangemessen bewegen können. Dazu ist eine systematische Selbstreflexivität erforderlich, die z. B. in eigener Supervision unterstützt werden kann.
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Aristoteles beschreibt Tugend als die Mitte zwischen negativen Extremen: Tapferkeit ist die Mitte zwischen Angst und Verwegenheit; im Hinblick auf das Geben und Nehmen von Geld ist Großzügigkeit die Mitte zwischen Geiz und Verschwendungssucht; im Hinblick auf Lust und Unlust ist Besonnenheit die Mitte zwischen Zügellosigkeit und Stumpfsinnigkeit usw. (Nik. Ethik II, 7). Demgegenüber beschreiben Polaritäten das flexible gute Maß zwischen polaren Positionen, die jeweils positive Werte darstellen und aufeinander bezogen sind.
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Schmidt-Lellek, C. (2015). Die professionelle Beziehung im Coaching – Polaritäten und Paradoxien. In: Schreyögg, A., Schmidt-Lellek, C. (eds) Die Professionalisierung von Coaching. Coaching und Supervision. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08172-0_4
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