Zusammenfassung
Eine Rückkehr der Tugenden in die ethische Diskussion hat sich seit den 1970er Jahren langsam aber sicher vollzogen. Durch die richtungsweisenden Impulse von Anscombe und MacIntyre erwachte ein neues Interesse an dieser Moralkategorie. Seitdem beherrscht ein nicht mehr zu ignorierendes Ungenügen die Diskussion. Zahlreiche Neuentwürfe innerhalb der Tugendethik beabsichtigen, Wege aufzuzeigen, wie klassische Paradigmen normativer Ethik sinnvoll ergänzt werden können. Die so erwünschte Gleichrangigkeit der Tugendethik mit utilitaristischen und deontologischen Ansätzen konnte aber noch nicht bewerkstelligt werden, da die Einführung des Tugendbegriffes bislang ausschließlich dazu diente, auf konzeptuelle Mängel innerhalb der klassischen Herangehensweisen hinzuweisen. Außerdem vermochte eine als selbstständige Moralkategorie vorgestellte Tugend ohne die Hinzunahme deontologischer Überlegungen nur schwer den Status eines ernst zu nehmenden Paradigmas zu erlangen. Es ist deshalb nicht weiter erstaunlich, warum eine wirklich beherzte Antwort auf den stets lauter gewordenen Ruf nach Tugenden noch immer nicht gegeben werden konnte.
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Hähnel, M. (2015). Virtus redivivus und die Antwort des Menschen. In: Das Ethos der Ethik. Das Bild vom Menschen und die Ordnung der Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08052-5_2
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