Zusammenfassung
Auf diesem Argumentationsprinzip basiert unter anderem Politically Incorrect. Ursprünglich durchforsteten Nutzer dieses Weblogs täglich das weltweite Internet- und Medienangebot nach Verbrechen, Vergehen und Verfehlungen von Muslimen und vermeintlichen Muslimen. Das tun sie zwar immer noch, aber mittlerweile finden auch wahllos Meldungen Eingang, die irgendwie mit Muslimen, mit Türken, Arabern, Bosniern et cetera zu tun haben: etwa dass ein Türkischstämmiger im ARD-Krimi Tatort die Hauptrolle übernimmt oder zum Parteivorsitzenden der Grünen gewählt wurde (pi-news.net 26.10.08, 18.11.08). Die gefundenen Beispiele werden in Form von Beiträgen mit skandalisierendem Tenor aufbereitet, aufgelistet und anderen (meist gleich gesinnten) Besuchern der Internetseite zum Kommentieren freigegeben. So entsteht ein völlig unrealistisches und diskriminierendes Bild einer Gruppe von Menschen. Dieselbe Strategie, die sich auch problemlos auf vergleichbar große Gruppen wie Christen oder Hindus übertragen ließe, verfolgen andere Blogs. In gedruckter Form findet sich eine ähnlich perfide Auflistung von Negativbeispielen insbesondere bei Udo Ulfkotte (Integrationserfolge? Die Schattenseiten des islamischen Kulturkreises, 2008, SOS Abendland. Die schleichende Islamisierung Europas, 5. Aufl., Rottenburg: Kopp, 2009), aber auch bei Henryk Broder (Hurra, wir kapitulieren. Von der Lust am Einknicken, Berlin: wjs, 2006) oder Necla Kelek (Die verlorenen Söhne. Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006).
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Dieses Interview fällt nicht unmittelbar in den Untersuchungszeitraum, wird aber aufgrund seiner Eindrücklichkeit hier trotzdem aufgeführt.
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Mit Unterstützung des Bundesministeriums des Innern/Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und der Groeben-Stiftung hat der Interkulturelle Rat eine ähnliche Umfrage gemacht. Die Ergebnisse sind dokumentiert bei Jäger 2007.
- 3.
Die Angabe basiert darauf, dass 48,5 % der Deutschen der Aussage zustimmten, in Deutschland lebten zu viele Ausländer und sie sollten nach Hause geschickt werden, wenn die Arbeitsplätze knapp würden. Auch das PEW Research Center in Washington stellte im September 2008 fest, dass jeder zweite Deutsche negative Ansichten über Muslime hat, pewglobal.org.
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71 Unterzeichner, überwiegend Wissenschaftler, kritisierten Keleks Arbeitsmethoden in einem offenen Brief in Die Zeit, 1.2.2006.
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Zwangsheiraten und arrangierte Hochzeiten sind ebenso in nicht-islamischen Regionen wie in nicht-islamischen Religionen verbreitet; s. a. Karakaşoğlu und Subaşı 2007, S. 114 ff.; Bielefeldt 2005, S. 13 ff.
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Kinderheiraten – gerade auch zwischen Mädchen zu Beginn ihrer Pubertät und älteren Männern – sind in der Weltgeschichte nicht ungewöhnlich. Sie treten in verschiedenen Kulturen auf, insbesondere in Hindu-Traditionen, Monger 2004, S. 7 ff., 62 ff.; Scott 1953. Jahrhunderte lang war es übrigens auch bei orientalischen Christen üblich, dass man Mädchen oft schon vor Eintritt der ersten Periode verheiratet hat, da man ihre Jungfräulichkeit dann noch für sicher hielt (Walther 2004).
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Mit Islamismus in Abgrenzung zu islamischem Fundamentalismus ist eine moderne politische Ideologie gemeint (ähnlich dem Nationalismus, Sozialismus, Liberalismus), die den Islam – meist in konservativer Auslegung – als integrative Kraft und als Bezugsgröße für die Gestaltung einer Gesellschaft begreift. Islamischer Fundamentalismus bezeichnet hingegen eine Form der Schriftgläubigkeit, die auf den äußeren Wortsinn der geoffenbarten Texte abhebt und diesen gegen wandelnde Deutungen verteidigt, vgl. Halm (1995).
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Schneiders, T. (2015). Strategien und Techniken der Argumentation. In: Wegbereiter der modernen Islamfeindlichkeit. essentials. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07974-1_2
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