Zusammenfassung
Jugend ist in der Jugendforschung, aber auch in der öffentlichen gesellschaftlichen Debatte schon immer „im Gespräch“ – dass über Jugend öffentlich debattiert wird, ist quasi eines ihrer Grundmerkmale. Dabei dominieren im Blick auf Jugend die Problemanzeigen, die sich zuallererst auf das beziehen, was aus Erwachsenenperspektive stört, provoziert, vielleicht auch deshalb, weil durch jugendliche Aktivitäten ein Finger auf wunde Punkte gelegt wird und kollektiv nur allzu gern Vergessenes, Heruntergespieltes oder Verdrängtes ins Bewusstsein rückt. Nicht grundlos bedient man sich in der Jugendforschung des Bildes von Jugend als Seismographen der Gesellschaft. So ist gerade auch in den medialen Thematisierungen von jugendlichem Alkoholkonsum ein weiteres Beispiel für einen Delegationsmechanismus zu sehen, der sich auch in anderen Themenfeldern findet: Die problematischen Aspekte einer Gesellschaft werden auf Jugend projiziert. Das, was eine Gesellschaft im Kern beschäftigen sollte, zum Beispiel strukturelle Problematiken wie eine sozialpolitisch nicht mehr aufgefangene und abgepufferte Ungewissheit und Unsicherheit, mitsamt gesellschaftlichen Suchtkulturen und Suchtstrukturen, wird so erst einmal zum „Jugendthema“ gemacht und abgespalten. Im Hinblick auf den Alkohol, der gesellschaftlichen Droge Nr. 1, die – zumal in Deutschland – nachweislich vor allem ein Thema der Erwachsenenund der älteren Generation ist, erscheint dies besonders absurd.
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Litau, J., Stauber, B., Stumpp, G., Walter, S., Wißmann, C. (2015). Theoretische Grundlagen: riskante Bewältigungsstrategien in unübersichtlich gewordenen Übergängen. In: Jugendkultureller Alkoholkonsum. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07623-8_3
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