Zusammenfassung
Im diesem Abschnitt werden die methodologischen Positionen dargelegt, die Grundlage für die anschließende Systemanalyse menschlichen Handelns sind. Als methodologischer Leitfaden für die Ableitung einer solchen Systemtheorie diente eine Randnotiz von Schiller und die daraus abgeleiteten Phasen des Gegenstandsverständnisses, an denen sich anschließend die Abschnitte 2, 3, 4 und 5 orientieren. Darüber hinaus wird die Modellmethode betrachtet, wobei insbesondere die Modellbildung ausführlich diskutiert wird.
Sollte nicht von dem Fortschritt der menschlichen Kultur ohngefehr eben das gelten, was wir bey jeder Erfahrung zu bemerken Gelegenheit haben.
Hier aber bemerkt man 3 Momente:
1. Der Gegenstand steht ganz vor uns, aber verworren und ineinander flie ßend.
2. Wir trennen einzelne Merkmale und unterscheiden. Unsere Erkenntnis ist deutlich, aber vereinzelt und borniert.
3. Wir verbinden das Getrennte und das Ganze steht abermals vor uns, aber jetzt nicht mehr verworren sondern von allen Seiten beleuchtet.
In der ersten Periode waren die Griechen. In der zweyten stehen wir.
Die dritte ist also noch zu hoffen, und dann wird man die Griechen auch nicht mehr zurück wünschen.
Friedrich Schiller, 1793 (NA, Bd 21, S. 63)
(Randnotiz an Wilhelm von Humboldt’s Auf satz „Über das Studium des Alterthums, und des griechischen insbesondre“)
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Notes
- 1.
Vgl. hierzu auch Luhmann 1985, S. 43 „Würde man die Frage stellen, was Elemente (zum Beispiel: Atome, Zellen, Handlungen) „sind“, würde man immer auf hochkomplexe Sachverhalte durchstoßen, die der Umwelt des Systems zugerechnet werden müssen. Element ist also jeweils das, was für das System als nicht weiter auflösbare Einheit fungiert (obwohl es, mikroskopisch betrachtet, ein hochkomplex Zusammengesetztes ist). „Nicht weiter auflösbar“ heißt zugleich: dass ein System sich nur durch Relationieren seiner Elemente konstituieren und ändern kann, nicht aber durch deren Auflösung und Reorganisation…. Elemente sind Elemente nur für die Systeme, die sie als Einheit verwenden, und sie sind es nur durch diese Systeme“.
- 2.
In der Literatur wird zwischen Modellmethode (Methode der Modellierung), Modellierung und Modellbildung nicht immer scharf unterschieden. So werden häufig die Begriffe Modellmethode und Modellierung als Synonyme verwendet – manche Autoren beziehen hier auch die Modellbildung mit ein (vgl. u. a. Hörz 1978, S. 3; Fuchs-Kittowski 1976, S. 487). Man sollte jedoch zwischen der Modellmethode (als allgemeine Prinzipien, Regeln und Handlungsanweisungen der Modellierung), der Modellierung (als Tätigkeit des Modellierens, einschließlich Umgang – Experimentieren u.dgl. – mit dem Modell) und der Modellbildung (als Entwicklung, Bildung, Konstruktion bzw. Finden eines Modells) genauer unterscheiden. Abgesehen von solchen Begriffsungenauigkeiten gibt es auch in Bezug auf die Modellmethode selbst keine einheitliche Auffassung. In diesem Zusammenhang weist Stoff (1969, S. 29 ff.) darauf hin, dass die Definition der Modellmethode sehr eng mit der Bestimmung des Modellbegriffs verbunden ist.
- 3.
Eine ähnliche Einteilung der Modellmethode in Phasen bzw. Stufen findet man auch bei Hörz (1978, S. 7) – die Bezeichnungen „pragmatische“ und „erklärende Stufe“ in Abb. 1.2 sind dieser Arbeit entnommen (eine Einteilung in Phasen kann man auch bei verschiedenen anderen Autoren antreffen – u. a. Fuchs-Kittowski 1976, S. 156 f.; Klaus und Liebscher 1974, S. 130 f.; Churchman et al. 1966, S. 149 f.; Rivett 1972), wobei jedoch eine z. T. andere Abgrenzung gewählt wurde).
- 4.
Siehe V. A. Stoff (1969, S. 99 ff., 238 f.); in bezug auf experimentelle Methode und Modellexperiment H. Hörz (1982, S. 14 ff.) sowie zur Analogie von experimenteller Methode und Modellexperiment (Simulation) Th. Hager (1985, S. 82 f.).
- 5.
Letzteres Experiment kann sich manchmal auf einen Versuch reduzieren, dann kann man eigentlich nicht mehr von experimenteller Methode sprechen (z. B., wenn nach einem städtebaulichen Modell Teile einer Stadt neu gestaltet werden, dann hat man in der Regel nur einen Versuch und die Gestaltung bleibt ein Experiment).
Es gibt aber auch Situationen, wo ein Experimentieren mit dem Original gar nicht möglich ist. Hier müssen gegebenenfalls andere Formen der Überprüfung gefunden werden.
- 6.
damit erfüllt auch ein solches Modell eine gewisse Repräsentanzfunktion.
- 7.
In den Ingenieurwissenschaften erfolgt das Konstruieren eines geeigneten analogen (Stellvertreter-) Objekts häufig auf der Basis allgemeiner Systemtheorien (s. u. a.: Wunsch (1985) – vgl. hierzu die Bemerkungen zu Beginn von Abschn. 1.3). Stachowiak (1973) schlägt dagegen eine allgemeine Modelltheorie vor.
- 8.
Diese Adäquatheitshypothese ist eine Folge des phänomenologischen Vorgehens bei der Modellierung, wie es in den Ingenieurwissenschaften häufig anzutreffen ist.
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Dahme, C. (2015). Methodologische Positionen. In: Systemanalyse menschlichen Handelns. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07372-5_1
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