Zusammenfassung
Mit der Idee einer Bildungslandschaft verknüpften sich bildungspolitische Zielsetzungen, theoretische Überlegungen, Modelle und Erfahrungsberichte. Im ‚Ideal‘ eröffnen sich für Kommunen neue Gestaltungsoptionen, die ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit und Entfaltungsmöglichkeiten für alle BürgerInnen eröffnen, aber auch blockieren. Konventionelle Ansätze von Bildungslandschaft fokussierten bislang, besonders für die Kindheits- und Jugendphase, auf (Lern- und Bildungs-)Orte, an denen in zeitlich linearer Abfolge gelernt, erzogen und beschult wurde. Als solches werden damit nur topografische Betrachtungen von pädagogisch inszenierten ‚exklusiven‘ (Bildungs-)Settings in die Umsetzung mit einbezogen, die es für zukünftige Bildungslandschaftsprojekte zu überwinden gilt. In dem Beitrag wird Bildungslandschaft ‚von unten‘, d. h. vom Subjekt aus gedacht und unter dem Aspekt von ‚Stadtraumbildung‘ topologisch bestimmt. Dazu werden neben raumtheoretischen Überlegungen auch kinder- und jugendpolitische Positionen herangezogen, um den (städtischen) Raum als Möglichkeitsraum insbesondere für benachteiligte Kinder und Jugendliche zu beschreiben und entlang der Dimensionen Zugang, Nutzung und demokratischer Mitbestimmung zu diskutieren.
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Wenn hier und im Folgenden von Subjekt gesprochen wird, dann beziehen wir uns u. a. auf die Ausführungen von Albert Scherr (2008), der sich mit dem Subjektbegriff bzw. Subjektivität im Kontext von Bildungstheorie auseinandergesetzt hat. Mit einer sozialwissenschaftlichen Bildungstheorie gehe es zentral um die Analyse von „sozialen Bedingungen und Formierungen, … die den Möglichkeitsraum von Prozessen der Subjektbildung konturieren“ (Scherr 2008). Trotz aller Vorbehalte gegen die Nutzung des Subjektbegriffs, so Scherr, könne er bildungstheoretisch beansprucht werden, wenn mit ihm nicht „Selbstbewusstsein und Selbstbestimmungsfähigkeit“ als „individuelle Qualitäten“ gesetzt und „totalisiert“ werden, sondern er dazu diene „graduierbare Potenziale und empirisch beschreibbare Dimensionen von Lebenspraxis“ zu fassen (vgl. Scherr 2008, S. 143).
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Bollweg, P., Otto, HU. (2015). Bildungslandschaft zwischen Raum und Bildung. In: Coelen, T., Heinrich, A., Million, A. (eds) Stadtbaustein Bildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07314-5_17
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