Zusammenfassung
Offene Immobilienfonds sind grundsätzlich einer unbegrenzten Anzahl von Anlegern und Anlageobjekten zugänglich. Dadurch unterscheiden sie sich von geschlossenen Immobilienfonds, die regelmäßig einen beschränkten Anlegerkreis und eine limitierte Anzahl an Anlageobjekten aufweisen (siehe hierzu Kap. 18). Anders als typischerweise bei geschlossenen Immobilienfonds sind darüber hinaus die Anteile an offenen Immobilienfonds frei übertragbar. Ein weiteres Charakteristikum offener Immobilienfonds war bis zum Erlass des Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetzes (AnsFuG) im Jahr 2011 das Recht der Anleger, ihre Anteile an dem Fonds grundsätzlich jederzeit – d. h. börsentäglich – zurückzugeben. Dieses Recht wurde im Rahmen des AnsFuG mit Wirkung vom 1. Januar 2013 deutlich beschnitten: Eingeführt wurden eine Mindesthaltefrist von 24 Monaten und eine Rückgabefrist von zwölf Monaten jenseits einer bestimmten Bagatellgrenze, verbunden mit der Möglichkeit, eine Anteilrücknahme nur zu bestimmten Rücknahmeterminen vorzusehen. Im Zuge des am 22. Juli 2013 in Kraft getretenen Gesetzes zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM-UmsG), mit welchem insbesondere das Investmentgesetz (InvG) durch ein neues Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) ersetzt wurde, wurde darüber hinaus die vorgenannte Bagatellgrenze ersatzlos gestrichen (näher dazu Abschn. 17.2.5). Das KAGB hat zudem eine neue – rein formale – Abgrenzung von offenen und geschlossenen Fonds mit sich gebracht: Nach § 1 Abs. 4 KAGB i. V. m. Art. 1 Abs. 2 der Delegierten Verordnung (EU) Nr. 694/2014 vom 17. Dezember 2013 ist von einem offenen Fonds immer dann auszugehen, wenn die Anleger ihre Anteile „regulär“ – d. h. jenseits der Möglichkeit einer außerordentlichen Kündigung – vor Beginn der Liquidations- oder Auslaufphase des Fonds zurückgeben können. Nur wenn den Anlegern kein ordentliches Recht zur Anteilrückgabe vor Liquidation bzw. Auslaufen des Fonds zusteht, handelt es sich um einen geschlossenen Fonds.
Zum Thema „offene Immobilienfonds“ siehe weiterführend auch Immobilienwirtschaftslehre, Band I, Kap. E.3.3, sowie Immobilienwirtschaftslehre, Band II, Kap. D1.3.
Der steuerliche Teil wird von Karl Hamberger verantwortet.
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Notes
- 1.
Siehe weiterführend Immobilienwirtschaftslehre, Band I, Abschn. E2.
Literatur
Näher dazu Baur, J., in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 3. Aufl., München 2007, § 20 Rn. 10
„AIF“ steht dabei für „alternative Investmentfonds“, zu denen auch offene Immobilienfonds zählen. Da Sondervermögen rechtlich unselbständig sind, kommt für ihre Verwaltung nur eine „externe“ Kapitalverwaltungsgesellschaft (zum Begriff siehe § 17 Abs. 2 Nr. 1 KAGB) und nicht auch die vom Gesetz ebenfalls grundsätzlich für zulässig erachtete Form der „internen“ Kapitalverwaltungsgesellschaft – d. h. eines intern verwalteten Fonds (siehe insoweit § 17 Abs. 2 Nr. 2 KAGB) – in Betracht. Zum Begriff der externen und internen Kapitalverwaltungsgesellschaft siehe etwa auch Bentele, F., in: Baur/Tappen, Investmentgesetze, Band 1, 3. Aufl., Berlin/München/Boston 2015, § 17 Rn. 22 ff.
Vgl. Anders, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 92 Rn. 3 ff.; Schmitz, R., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, Vor §§ 30–45 InvG Rn. 2
Von dem aufgenommene Darlehen nicht abzuziehen sind, § 231 Abs. 4 KAGB
Conradi, J., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 67 Rn. 44; Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 231 Rn. 11
Conradi, J., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 67 Rn. 56
Klusak, G., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, § 67 InvG Rn. 22
Klusak, G., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, § 67 InvG Rn. 28; Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 233 Rn. 9
Klusak, G., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, § 67 InvG Rn. 29
Von dem aufgenommene Darlehen nicht in Abzug zu bringen sind, § 231 Abs. 4 KAGB
Bei der Berechnung der beiden Anlagegrenzen sind aufgenommene Darlehen nicht in Abzug zu bringen, § 237 Abs. 4 KAGB.
Regierungsentwurf zum Investmentmodernisierungsgesetz, BT-Drs. 15/1553, S. 99
Näher dazu Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 68 Rn. 76; Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 237 Rn. 15
BaFin, Richtlinie zur Festlegung von Fondskategorien gemäß § 4 Absatz 2 Kapitalanlagegesetzbuch und weitere Transparenzanforderungen an bestimmte Fondskategorien (Fassung vom 22. Juli 2013, zuletzt geändert am 17. April 2015), Art. 2 Absatz 1; ebenso bereits Art. 2 Absatz 1 der Richtlinie zur Festlegung von Fondskategorien gemäß § 4 Abs. 2 Investmentgesetz
Bujotzek/Thömmes, in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 72 Rn. 2; zum Abstraktionsprinzip siehe etwa Ellenberger, in: Palandt, BGB, 72. Aufl., München 2013, Überblick vor § 104 Rn. 22; Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 242 Rn. 2
Regierungsentwurf zum Vierten Finanzmarktförderungsgesetz, BT-Drs. 14/8017, S. 107
Beispiel nach Baur, J., in: Assmann/Schütze, Handbuch des Kapitalanlagerechts, 3. Aufl., München 2007, § 20 Rn. 131 und PriceWaterhouseCoopers, Die Novellierung des Investmentrechts 2002 nach dem Vierten Finanzmarktförderungsgesetz, Frankfurt am Main 2002, S. 72
Näher dazu Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 80c Rn. 3
Siehe insoweit den Diskussionsentwurf des AIFM-UmsG vom 20. Juli 2012
Regierungsentwurf zum AIFM-UmsG, BT-Drs. 17/12294, S. 270
Vgl. Stellungnahme BVI vom 6. März 2013, S. 1 f., 30 f., 43 f.
So treffend Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 81 Rn. 1
Näher dazu Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 81 Rn. 11; vgl. auch Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 257 Rn. 16: „deutlich über einem Abschlag von 10% auf den von den Sachverständigen ermittelten Wert“
Regierungsentwurf zum AIFM-UmsG, BT-Drs. 17/12294, S. 270
Für die Zulässigkeit einer solchen Kündigung ausdrücklich der Regierungsentwurf zum AnsFuG, BT-Drs. 17/3628, S. 28 f.
So zutreffend Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 81 Rn. 14
So klarstellend die Regierungsbegründung zum AnsFuG BT-Drs. 17/4739, S. 23
Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 80a Rn. 1
BGBl. 2011 I, S. 538
Bericht des Finanzausschusses zum AnsFuG, BT-Drs. 17/4739, S. 23
So zutreffend Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 80a Rn. 1 Fn. 4
Klusak, G., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, § 80a InvG Rn. 3; siehe auch von Rom, M., in: Baur/Tappen, Investmentgesetze, Band 1, 3. Aufl., Berlin/München/Boston 2015, § 199 Rn. 3
Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 80a Rn. 4
Vgl. Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 80a Rn. 4
Klusak, G., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, § 77 InvG Rn. 15
Regierungsentwurf zum AnsFuG, BT-Drs. 17/3628, S. 26
Bericht des Finanzausschusses zum AIFM-UmsG, BT-Drs. 17/13395, S. 655
Doublier, H., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 79 Rn. 37; Wind, H. / Kautenburger-Behr, D., in: Weitnauer/Boxberger/Anders, KAGB, 1. Aufl., München 2014, § 248 Rn. 8
Steck, K.-U., in: Berger/Steck/Lübbehüsen, InvG/InvStG, München 2010, Vor §§ 91–95 InvG Rn. 2
Ausführlich zum Anlageausschuss Zirlewagen, J., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, Vor §§ 91–95 Rn. 17 ff.
Vgl. insoweit § 31a Abs. 2 S. 2 bzw. § 31a Abs. 7 WpHG, in welchen die betreffenden Richtlinienbestimmungen in deutsches Recht umgesetzt wurden. Die Finanzmarktrichtlinie wurde in Gestalt der Richtlinie 2014/65/EU und der Verordnung (EU) Nr. 600/2014 vom 15. Mai 2014 neu gefasst, wobei die Definition des Begriffs „professioneller Kunde“ allerdings im Wesentlichen gleich geblieben ist; die neuen Regeln (bzw. im Falle der Richtlinie 2014/65/EU die nationalen Umsetzungsregelungen) sollen am 3. Januar 2017 Geltung erlangen
Regierungsentwurf zum AIFM-UmsG, BT-Drs. 17/12294, S. 304
Ausführlich dazu Zirlewagen, J., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, Vor §§ 91–95 Rn. 34 f.
BaFin, Rundschreiben 14/2008 (WA) zum Anwendungsbereich des Investmentgesetzes nach § 1 S. 1 Nr. 3 InvG; Zirlewagen, J., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 91 Rn. 20 f.
Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 68 Rn. 113
Bujotzek, P./Thömmes, T., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 75 Rn. 7
Bujotzek, P./Thömmes, T., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 75 Rn. 8
Schultz-Süchting, N., in: Emde/Dornseifer/Dreibus/Hölscher, InvG, München 2013, § 81 Rn. 19
Das Investmentsteuergesetz befindet sich z. Z. in der gesetzgeberischen Neuregelung, die jedoch zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht abgeschlossen war.
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Bentele, F. (2016). Offene Immobilienfonds. In: Rottke, N.B., Goepfert, A., Hamberger, K. (eds) Immobilienwirtschaftslehre - Recht. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06987-2_17
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