Zusammenfassung
Der Beitrag geht der Frage nach, ob sich das Prinzip Voyeurismus als ein Kernelement der digitalisierten Gesellschaft erweist. Dabei wird Voyeurismus als ursprünglich krankhafte Sexualstörung behandelt, die sich aus dem Kontext der Heimlichkeit der Situation und der Unwissenheit des Betrachteten heraus zu einer täglich in den populären Medien offenbarten und damit ein Stück weit gesellschaftlich legitimierten Situation des Zu- und Ansehens entwickelt hat, das unterhaltenden Charakter beansprucht. Dies legt nahe, dass sich Voyeurismus im Kern so verändert hat, dass er sich als medialer Voyeurismus weniger normabweichend als vielmehr spielerisch werten lassen muss, indem er nämlich regelgeleitet im gegenseitigen Einvernehmen und medial legitimiert erfolgt. Anhand von medialen Phänomenen untersucht der Beitrag in medienethischer Perspektive insbesondere an Formaten des Reality TV die Doktrin medialer Sichtbarkeit und erarbeitet, welche Spannungsfelder und Grenzüberschreitungen sich für die Rezipienten, die beteiligten Akteure und die mediatisierte Gesellschaft ergeben können.
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Stapf, I., Rademacher, A. (2015). Das Prinzip Voyeurismus. In: Aigner, J., Hug, T., Schuegraf, M., Tillmann, A. (eds) Medialisierung und Sexualisierung. Digitale Kultur und Kommunikation, vol 4. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06427-3_4
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