Zusammenfassung
Es werden ausgewählte Aspekte des Zusammenhangs zwischen Religion und Migration – konzentriert auf die Entwicklungen im Deutschland der letzten 40 bis 50 Jahre in Bezug auf den Islam – thematisiert. Dabei werden mit „Gewaltpotenzial“ sowie „Sinnfragen und Gesundheitspotenzial“ zwei in ihrer Gegenüberstellung polare Formen religiöser Nebeneffekte auf Individuen skizziert. Im Mittelpunkt steht die Frage der Integration muslimischer Religiosität in das soziale Leben in Deutschland sowie die methodologische Frage der Messung und Bedeutung von „Islamisierungstendenzen“. Die Etablierung des Islam in Deutschland ist ein reales Merkmal der Pluralisierung der Gesellschaft; somit stellt sich nicht die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehört, sondern unter welchen Bedingungen er integrationsfördernd wirkt. Die Messung von Islamisierungstendenzen stellt sich als äußerst problematisch heraus, wobei durchaus ein Trend zur Bedeutungszunahme der Religion bei Muslimen festzustellen ist, der jedoch im Herkunftsland Türkei stärker ausfällt als unter den türkeistämmigen Muslimen in Deutschland. Deutlich wird darüber hinaus, dass der Einfluss des Glaubens auf das Wohlbefinden und auf die Gesundheit überschätzt wird, es sich also eher um indirekte Auswirkungen einer gesunden und sozialen Lebensweise handelt; ebenso lässt sich zeigen, dass die Bedeutung der Religion auch bei der Frage der Gewaltbereitschaft überschätzt wird.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Antonovsky, Aaron. 1997. Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie.
Babka von Gostomski, Christian. 2003. Gewalt als Reaktion auf Anerkennungsdefizite? Eine Analyse bei männlichen deutschen, türkischen und Aussiedler-Jugendlichen mit dem IKG-Jugendpanel 2001. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 55 (2, Juni 2003): 253–277.
Baier, Dirk, Christian Pfeiffer, Susann Rabold, Julia Simonson, und Cathleen Kappes. 2010. Kinder und Jugendliche in Deutschland: Gewalterfahrungen, Integration, Medienkonsum. Zweiter Forschungsbericht zum gemeinsamen Forschungsprojekt des Bundesministeriums des Innern und des KFN (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen: KFN-Forschungsbericht, Nr. 109). Hannover.
Boos-Nünning, Ursula, und Yasemin Karakasoglu. 2005. Viele Welten leben. Zur Lebenssituation von Mädchen und jungen Frauen mit Migrationshintergrund. Münster: Waxmann Verlag.
Borum, Randy. 2011. Radicalization into Violent Extremism II: A Review of Conceptual Models and Empirical Research. Journal of Strategic Security 4 (4, Winter 2011): 37–62.
Bucher, Anton. 2005. Religiosität verstehen. In Psychologie in Gesellschaft, Kultur und Umwelt, hrsg. von Dieter Frey und Carl Graf Hoyos, 253–258. Weinheim: Beltz Verlag.
Diehl, Claudia, und Matthias Koenig. 2009. Religiosität türkischer Migranten im Generationenverlauf: ein Befund und einige Erklärungsversuche. Zeitschrift für Soziologie 38 (4): 300–319.
Esmer, Yılmaz. 2012. Türkiye Değerler Atlası 2012 (»Werteatlas der Türkei 2012«). Istanbul (http://www.bahcesehir.edu.tr/icerik/1725-turkiye-degerler-atlasi-2012-yayinlandi).
Frindte, Wolfgang, Klaus Boehnke, Henry Kreikenbom, und Wolfgang Wagner. 2011. Lebenswelten junger Muslime in Deutschland. Ein sozial- und medienwissenschaftliches System zur Analyse, Bewertung und Prävention islamistischer Radikalisierungsprozesse junger Menschen in Deutschland. Abschlussbericht (Hrsg.: Bundesministerium des Innern). Berlin.
Gebauer, Jochen, Constantine Sedikides, und Wiebke Neberich. 2012. Religiosity, Social Self-Esteem, and the Psychological Adjustment: On the Cross-Cultural Specificity of the Psychological Benefits of Religiosity. Psychological Science 23 (2): 158–160.
Glock, Charles Young. 1969. Über die Dimensionen der Religiosität. In Kirche und Gesellschaft. Einführung in die Religionssoziologie II, hrsg. von Joachim Matthes, 150–168. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Halm, Dirk, und Martina Sauer. 2015. Lebenswelten deutscher Muslime. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
Halm, Dirk, Martina Sauer, Jana Schmidt, und Anja Stichs. 2012. Islamisches Gemeindeleben in Deutschland, im Auftrag der Deutschen Islamkonferenz (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Forschungsbericht 13). Nürnberg.
Haug, Sonja. 2010. Jugendliche Migranten – muslimische Jugendliche. Gewalttätigkeit und geschlechterspezifische Einstellungsmuster. Kurzexpertise für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Regensburg: Hochschule Regensburg, Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften.
Haug, Sonja, Stephanie Müssig, und Anja Stichs. 2009. Muslimisches Leben in Deutschland, im Auftrag der Deutschen Islam Konferenz (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Forschungsbericht 6). Nürnberg.
Heitmeyer, Wilhelm, Joachim Müller, und Helmut Schröder. 1997. Verlockender Fundamentalismus. Türkische Jugendliche in Deutschland. Frankfurt a. M.: Suhrkamp Verlag.
Herding, Maruta. 2013. Forschungslandschaft und zentrale Befunde zu radikalem Islam im Jugendalter, in: Radikaler Islam im Jugendalter. Erscheinungsformen, Ursachen und Kontexte, hrsg. von Maruta Herding, 21–39. Halle (Saale): Deutsches Jugendinstitut.
Huber, Stefan. 2003. Zentralität und Inhalt. Ein neues multidimensionales Messmodell der Religiosität. Opladen: Leske & Budrich.
Joas, Hans. 2010. Religion und Gewalt. Bedingungen für die Friedensfähigkeit von Religionen. In Der Westen und seine Religionen. Was kommt nach der Säkularisierung?, hrsg. von Christian Peters und Roland Löffler, 82–101. Freiburg: Herder Verlag.
Koenig, Harold, und David Larson. 2001. Religion and mental health: evidence for an association. International Review of Psychiatry 13 (2): 67–78.
Martos, Tamam, Barna Konkoly Thege, und Michael Steger. 2010. It’s not only what you hold, it’s how you hold it: Dimensions of religiosity and meaning in life. Personality and Individual Differences 49: 863–868.
McCullough, Michael, und Brian Willoughby. 2009. Religion, Self-Regulation, and Self-Control: Associations, Explanations, and Implications. Psychological Bulletin 135: 69–93.
Mchitarjan, Irina, und Rainer Reisenzein. 2010. Kulturtransmission bei Minderheiten: Ein Theorieentwurf. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation 30 (4): 421–435.
Sageman, Marc. 2008: Leaderless Jihad: Terror Networks in the Twenty-First Century. Philadelphia, Pa.: University of Pennsylvania Press.
Sauer, Martina. 2014. Integrationsprozesse, wirtschaftliche Lage und Zufriedenheit türkeistämmiger Zuwanderer in Nordrhein-Westfalen. Ergebnisse der Mehrthemenbefragung 2013 (Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung). Essen. http://zfti.de/downloads/bericht-nzw-2013_end.pdf. (Zugriff: 15.11.2015).
Schneider, Jan, Gunilla Fincke, und Anne-Kathrin Will. 2013. Muslime in der Mehrheitsgesellschaft. Medienbild und Alltagserfahrungen in Deutschland (Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration [SVR]: Policy Brief). Berlin.
Schönpflug, Ute. 2001. Intergenerational Transmission of Values: The Role of Transmission Belts. Journal of Cross Cultural Psychology 32 (2): 174–185.
Schowalter, Marion, und Sebastian Murken. 2003. Religion und psychische Gesundheit – empirische Zusammenhänge komplexer Konstrukte. In Einführung in die Religionspsychologie, hrsg. von Christian Henning, Sebastian Murken und Erich Nestler, 138–162, Paderborn: Ferdinand Schöningh Verlag.
Schweitzer, Friedrich. 2012. Muslimische Kinder in Kindertagesstätten. In Islam und Diaspora, hrsg. von Rauf Ceylan, 147–159. Frankfurt a. M.: Peter Lang Verlag.
Seligman, Martin E. P. 2005. Der Glücks-Faktor. Warum Optimisten länger leben. Köln: Bastei Lübbe.
Sürig, Inken, und Maren Wilmes. 2011. Die Integration der zweiten Generation in Deutschland. Ergebnisse der TIES-Studie zur türkischen und jugoslawischen Einwanderung. IMIS-Beiträge 39/2011: 3–211.
Uslucan, Haci-Halil. 2005. Heimweh und Depressivität türkischer Migranten in Deutschland. Zeitschrift für klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie 3: 230–248.
Uslucan, Haci-Halil, Urs Fuhrer, und Jeanne Rademacher. 2003. Jugendgewalt als Folge sozialer Desintegration. Psychologie in Erziehung und Unterricht 3: 281–294.
Utsch, Michael. 2004. Religiosität und Spiritualität. In Positive Psychologie. Anleitung zum »besseren Leben«, hrsg. von Ann Elisabeth Auhagen, 67–85. Weinheim: Beltz Verlag.
Yeşilada, Birol A., und Peter Noordijk. 2010. Changing Values in Turkey: Religiosity and Tolerance in Comparative Perspective. Turkish Studies 11 (1): 9–27.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Uslucan, HH. (2016). Religion und Migration: Vom Nutzen und Nachteil religiöser Lebensführung. In: Brinkmann, H., Sauer, M. (eds) Einwanderungsgesellschaft Deutschland. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05746-6_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-05746-6_8
Published:
Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-05745-9
Online ISBN: 978-3-658-05746-6
eBook Packages: Social Science and Law (German Language)