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Anpassung an den Klimawandel. Herausforderungen an Politikberatung

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Klimaanpassung in Forschung und Politik

Zusammenfassung

Lange Zeit gilt der sog. Weltklimarat – Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – als ein relativ erfolgreiches Beispiel für Politikberatung und liefert auch die zentralen Weichenstellungen für die wissenschaftliche und politische Diskussionen um die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.

Dieser Beitrag stellt vor, wie IPCC den Themenkomplex Klimaanpassung rahmt und in seine Sachstandsberichte integriert. Am Beispiel der IPCC-Arbeitsgruppe 2, die für Anpassung zuständig ist, wird gezeigt, dass diese Problemstellung anders gelagert ist als die der Vermeidung des Klimawandels und entsprechend Forschung und Politikberatung vor besondere Herausforderungen stellt.

Der Beitrag vertritt die These, dass das IPCC-Modell, das für Fragen der Verursachung und Vermeidung des Klimawandels entworfen wurde, nicht einfach auf Fragen der Klimaanpassung angewendet werden kann, sondern dass diese einfache Übertragung zur Engführung der Diskussion führt, die sich als empirisch falsch und politisch gefährlich erweist. Der Beitrag zeigt, dass und warum das IPCC-Modell im Hinblick auf die besonderen Eigenschaften und Anforderungen der Anpassung „angepasst“ werden muss. Der letzte Abschnitt dieses Beitrags argumentiert, dass die Diskussion um die Zukunft des IPCC als Gelegenheit genutzt werden sollte, um die Definition von Anpassung und das zugrunde liegende Verhältnis von Wissenschaft und Politik zu überdenken und entsprechend revidieren.

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Notes

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    Das Vorsorgeprinzip kann als Versuch verstanden werden, der Unsicherheit und Hypothetizität von Problemlagen wie dem Klimawandel Rechnung zu tragen. Es rekurriert auf den Sachverhalt, dass weder empirische Anhaltspunkte noch ein eindeutiger Kausalmechanismus vorliegen. Es führt zu einer Umkehrung der Beweisführung: staatliche Interventionen sind nicht nur, wie nach dem Modell des liberalen Rechtsstaats, vom Nachweis einer konkret bestehenden Gefahr abhängig, sondern können auch an der Gefahr ansetzen, Gefahren nicht zu erkennen. Wissenschaftler machen auf diesem Prinzip basierend geltend, dass man nicht warten kann, bis man vor vollendeten Tatsachen steht. Es droht die Gefahr, dass zu dem Zeitpunkt, an dem das tatsächliche Ausmaß der Gefährdung für jedermann evident ist, es in aller Wahrscheinlichkeit bereits zu spät ist, wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten [10, S. 26]. Zur Rolle des Vorsorgeprinzips siehe Grassl und Metz [25].

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    Vgl. Wikipedia, Surveys of Scientists’ View, in: Wikipedia, 10.10.2013 [108] sowie Anderegg et al., Expert Credibility, in: PNAS, 09.04.2010 [2].

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  33. 33.

    At a meeting in Geneva, Switzerland, 2012, the IPCC decided for the first time to formalise the use of „grey literature“: publications not subject to peer review and set criteria for its use. From now on, for instance, any grey literature used in an IPCC report will have to be put online so that reviewers can assess its quality (see http://www.newscientist.com/article/dn21940-climate-panel-adopts-controversial-grey-evidence.html).

  34. 34.

    http://www.ipcc.ch/meetings/session32/ipcc_IACreview_decisions.pdf.

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    Rahmstorf, Auftritt der Skeptiker, in: taz.zeo2, 04.2013 [87].

  36. 36.

    Im Falle der Klimamodellierung wird Forschung mit besonderen methodologischen und epistemologischen Problemen konfrontiert, welche das Verhältnis von Forschung und ihrem Gegenstand betreffen (vgl. [20]). Die Kategorie der Unsicherheit wird in diesem Zusammenhang auf methodologische Probleme bezogen und umfasst sowohl reduzierbare und quantifizierbare (empirische und praktische) als auch nicht reduzierbare und nicht quantifizierbare (epistemologische) Elemente [16].

    In diesem Zusammenhang ist auch von hypothetischen Risiken die Rede. Das Problem besteht darin, dass letztere weder eindeutig definierbar noch konkret nachweisbar sind. Sie werden unterstellt, weil ihr Eintritt theoretisch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen worden kann. Wenn Vergleichsmöglichkeiten fehlen, welche auf experimentellen und historischen Erfahrungen basieren, kann dies zu der paradoxen Situation führen, dass man die zukünftige Entwicklung abwarten muss, um bestimmen zu können, ob man sie verhindern sollte [55, S. 22]. Dieses Problem lässt sich auf den Umstand zurückführen, dass die Zukunft offen ist, so dass keine präzisen (statistischen) Berechnungen und exakte Prognosen, sondern nur noch konditionale Aussagen und eine Reihe von Szenarien möglich sind: es handelt sich um Wenn-Dann-Überlegungen über eventuell eintretende Folgen [21, S. 117, 317]. Die Pointe dieser Konzepte besteht darin, dass Szenarien gerade dann an Komplexität gewinnen, wenn sie aufgrund ihres Vorhandenseins ihre Annahmen und Prognosen reflexiv beeinflussen [20, S. 52; 21, S. 118, 160–162, 317, 325]. Die Plausibilität von Szenarien kann nicht mehr anhand von feststehenden Parametern vorhergesagt oder kanalisiert werden, sondern ist offen und hängt auch davon ab, wie viele Menschen sich von ihnen überzeugen lassen und auf ihrer Grundlage aktiv werden [21, S. 117f., 147f., 317].

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    Diese Idee gewinnt im Kontext des adaptiven Managements an Gewicht und hebt beispielsweise die Reversibilität, Flexibilität und Responsivität politischer Reaktionsstrategien hervor. Sie betont die Notwendigkeit, bereits heute Anpassungsmaßnahmen einzuleiten, obwohl diese wissenschaftlich nicht mit letzter Sicherheit begründet werden können, sie aufgrund ihres unsicheren und möglicherweise riskanten Ausgangs zu beobachten und daraus zu lernen und dann wieder entsprechend zu handeln. Dies erfordert auch Formen des reiterativen Lernens: Das bedeutet, dass Wechselwirkungen von Maßnahmen nicht nur als Ergebnis politischer Maßnahmen, sondern auch als Ausgangspunkt weiterer politischer Gestaltung und Einflussnahme zu betrachten sind, die zu einer der zentralen Herausforderungen für Anpassungsmaßnahmen werden. Aus dieser Perspektive wird Anpassungspolitik reflexiv, da sie auf Auswirkungen von Maßnahmen reagiert und versucht, diese in die Gestaltung neuer bzw. die Revision bestehender Maßnahmen einzubeziehen und bei Bedarf gegenzusteuern und Verfahren entsprechend anzupassen [12].

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  51. 51.

    Diese Kriterien werden entwickelt, um die Eigenschaften und Qualität des Beratungsprozesses zu beschreiben. Allerdings bleibt ihr analytischer Status vage: Oftmals bleibt offen, ob es bei diesen Prozesskriterien um abhängige oder unabhängige Variablen oder notwendige oder hinreichende Bedingungen der Einflusses von Expertisen auf die Politik handelt.

  52. 52.

    Idealerweise sollte dabei auch verhandelt werden, was politisch notwendig und was wissenschaftlich machbar ist [27]. So sollte auch die Diskussion um Ziele der Politikberatungen explizit, offen und im Einbezug mit den politischen Entscheidungsträgern bzw. anderen Adressaten geführt werden, die für Übersetzungen von Ergebnissen in die Entscheidungskontexte verantwortlich sind. Auf dem pragmatischen Modell basierend, lassen sich die Verhandlungsprozesse zwischen Wissenschaft und Politik als Kette von Problemtransformationen beschreiben, in welcher durch eine schrittweise Adaption von politischen Zielvorstellungen und wissenschaftlichen Forschungsprogrammen bei wechselseitiger Aufklärung der Grenzen des politisch Wünschbaren und des mit Hilfe von Wissen Machbaren gemeinsame Strategien entwickelt werden [107].

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    IPCC hat seine Verfahrensregeln (rules of procedures) 1993, 1999 und 2010 revidiert (IPCC 1999, 2000; http://reviewipcc.interacademycouncil.net/ReportNewsReleaseGerman.html; http://www.iisd.ca/climate/ipcc32/, http://www.iisd.ca/climate/ipcc33/; http://www.iisd.ca/climate/ipcc34/. Zugegriffen: 16. Jan 2012. Zur Zusammenfassung der Reformbemühungen (siehe http://ipcc.ch/organization/organization_review.shtml#.UIE_UsWkqTV, http://www.ipcc.ch/apps/future/. Zugegriffen: 21. Sept 2014. http://reviewipcc.interacademycouncil.net/,http://www.pbl.nl/en/publications/2010/Assessing-an-IPCC-assessment.-An-analysis-of-statements-on-projected-regional-impacts-in-the-2007-report. Zugegriffen: 20. März 2014.

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Beck, S. (2017). Anpassung an den Klimawandel. Herausforderungen an Politikberatung. In: Marx, A. (eds) Klimaanpassung in Forschung und Politik. Springer Spektrum, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-05578-3_2

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