Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit dem modernen Phänomen Jugend in Deutschland, das sich nur über eine biographische Phase der Schulbildung etablieren konnte. ‚Jugend‘ als Lebensphase konnte sich in Deutschland so durchsetzen, dass sie zum allgemeinen biografischen Muster für fast alle Heranwachsenden und Erwachsenen wurde: zu einem Identitätskern der Gesellschaft. Jugend als Konzept wurde dabei auch durch wissenschaftliche Disziplinen beeinflusst. Von diesen wissenschaftlichen Konstrukten führt dieser Beitrag die Jugendbilder der Pädagogik, der Psychologie, der Soziologie und des Rechts auf.
Ein Ausblick auf die weitere Entwicklung der Jugend in Deutschland wendet sich dann dem Widerspruch zwischen Liberalisierung und Autonomisierung im Jugendalter bei gleichzeitiger zwangsweiser Unselbstständigkeit zu. Dieses Missverhältnis einer kulturell und konsumptiv eigenständigen Jugend, die in der reichen Konsumgesellschaft Deutschland immer länger von einer verantwortlichen Besorgung und Sicherung ihrer wirtschaftlichen Existenz fern gehalten wird (durch späten Berufseintritt und verlängerte Ausbildungswege) und damit trotz sonstiger Autonomie unselbstständig gehalten wird, hat weit reichende Konsequenzen. So dominieren heute in den jugendlichen Sozialisationserfahrungen Selbstbezug, Konsumption und individuelle Autonomie, während die für eine vollständige soziale Integration notwendigen Partizipationserfahrungen an gesellschaftlich oder politisch relevanten Entscheidungs-‐ und Handlungsprozessen ausgeblendet bleiben.
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Sander, U. (2014). Jugend und Jugendlichkeit als Identitätskern moderner Gesellschaften. In: Hagedorn, J. (eds) Jugend, Schule und Identität. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03670-6_2
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