Zusammenfassung
Die Geschichte politischer Regime im Europa des 20. Jahrhunderts ist geprägt durch den Wechsel zwischen Demokratie und Diktatur. Dieser Wechsel beeinflusste aufgrund seiner gewaltsamen Verwerfungen nicht nur einen großen Teil der Weltgeschichte, er ist gleichzeitig sowohl Ursache als auch Hemmnis für den europäischen Einigungsprozess, der die Existenz von Demokratien zur Voraussetzung hat. Um den europäischen Einigungsprozess zu verstehen, ist es deshalb wichtig, die Entwicklungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit in den Blick zu nehmen. In einer globalen Perspektive hat der amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Huntington (1991) diesen Regimewechsel im prägnanten Bild der drei demokratischen Wellen und der autoritären Gegenwellen zusammengefasst. Dieses Bild ist prägnant und wird daher oft zitiert. Es ist jedoch rein beschreibend und liefert keine Erklärungen. Eine Analyse des konkreten historischen und regionalen Kontextes ist deshalb unverzichtbar, um die Transformation politischer Regime in einzelnen Staaten zu verstehen. Dieser Beitrag stellt einen analytischen Rahmen dar, der einerseits gemeinsame Entwicklungsmuster erfasst und andererseits Platz für die Spezifika jeweils unterschiedlicher politischer Entwicklungen lässt. Er endet mit einem Ausblick auf die sich Anfang des 21. Jahrhunderts abzeichnenden neuen demokratischen Herausforderungen.
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Ob Mitte der 1990er Jahre eine autoritäre Gegenwelle einsetzte, wurde kontrovers diskutiert von Diamond (1996).
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Einen prägnanten Überblick über die Ansätze aller hier zitierten und vieler weiterer Demokratietheoretiker bietet: Schmidt (2010).
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Das prominenteste Beispiel hierfür ist: O’Donnell et al. (1986).
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Basierend auf Meinungsumfragen vertritt diese These prominent: Inglehart (1990).
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Eine spezifische Sicht dieser These vertritt Colin Crouch (2004) unter dem Begriff der Postdemokratie.
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Der Anteil der Bevölkerung mit großem Vertrauen in die nationalen Parlamente nicht nur der neueren Demokratien bewegt sich z. T. im einstelligen Bereich. Empirische Untersuchungen zu den Einstellungsmustern europäischer Staaten finden sich im Eurobarometer (http://ec.europa.eu/public_opinion/index_en.htm) sowie im World Value Survey (http://www.worldvaluessurvey.org/).
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Einen Überblick über aktuelle Forschungsprojekte zum Thema bietet z. B. der Sammelband von Kröger und Friedrich (2012).
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Pleines, H. (2015). Demokratische Transformationen im Europa des 20. Jahrhunderts. In: Liebert, U., Wolff, J. (eds) Interdisziplinäre Europastudien. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03620-1_3
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