Zusammenfassung
Bevor es die empirischen Befunde zu Wahrnehmungen von Wandel, die in diesem zweiten Teil des Buches dargestellt und erörtert wurden, resümiert, vertieft dieses Kapitel zunächst zwei bereits im "Shifting-Baseline-Syndrom" hervortretende Fragen, die sich auf die Veränderung von Veränderungswahrnehmungen und die Erweiterung von deren historischer Tiefe beziehen. Zum einen geht es um die Transmission von Referenzpunkten, die als Vergleichszustände überhaupt erst Urteile über den Wandel bestimmter Sachverhalte erlauben, über unterschiedliche Generationen und Alterskohorten hinweg. Zum anderen unterscheiden wir unterschiedliche Formen, in denen sich die Referenzpunkte der Wahrnehmung von Veränderungen überhaupt verschieben bzw. verschoben werden können. Dabei geht es nicht nur um Verengungen und Erweiterungen der Zeithorizonte, in denen vergangener Wandel wahrgenommen wird, sondern auch um die Zeithorizonte des Antizipierens möglichen zukünftigen Wandels, also u.a. um die Frage der Verschiebung von Vergleichspunkten in eine weiter entfernte Zukunft.
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Notes
- 1.
Den Begriff der Referenzpunkte benutzen wir weiterhin synonym mit Referenzzuständen, Referenzperioden bzw. Basisperioden – stets geht es um erinnerte Zustände bestimmter Sachverhalte, die als Maßstab für Vergleiche dienen, aus denen Urteile über Wandel oder Kontinuität dieser Sachverhalte hervorgehen.
- 2.
Eine solche geringere Bedeutung von weiter in der Zukunft entfernt liegenden Dingen wird auch als Diskontierung der Zukunft bezeichnet. Uwe Schimank betrachtet eine solche „Abwertung“ des weiter Entfernten einerseits als historisch veränderlich und modifizierbar, doch andererseits als eine grundsätzliche Gegebenheit: „Trotz aller Sozialisation und Ermahnung zur Langsicht lässt sich die Diskontierung der Zukunft aber allenfalls abschwächen, nicht wirklich beseitigen. Denn sie entspricht ja eben, wie gesagt, letzten Endes der begrenzten Lebenszeit des Menschen.“ (Schimank 2007, S. 79)
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Rost, D. (2014). Diskussion der empirischen Befunde zu Wahrnehmungen von Wandel unterschiedlicher Dynamik. In: Wandel (v)erkennen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-03247-0_8
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-03247-0_8
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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