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Erst das Fressen, dann die Moral?

Ein Beitrag zur Soziologie des Essens

  • Chapter
Der Konsum der Gesellschaft

Part of the book series: Konsumsoziologie und Massenkultur ((SKM0X))

  • 8327 Accesses

Zusammenfassung

In seiner „Kritik der praktischen Vernunft“ legte Immanuel Kant sich 1788 die Frage vor, nach welchen Prinzipien das praktische Handeln sich richten soll, wenn nicht konkrete Anlässe den Ausschlag geben, sondern allein die Vernunft, mit Wirkung auf und Geltung für alle vernünftigen Wesen.

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Notes

  1. 1.

    Wenngleich nur 3,7 % der deutschen Bevölkerung Vegetarier sind, wie eine neue Studie über „Fleischkonsum in Deutschland“ 2013 ermittelt hat, vgl. http://idw-online.de/de/news544520.

  2. 2.

    Beardsworth/Keil (1992: 263 f.) erwähnen noch einen sechsten Typus, angesiedelt vor den reinen Veganern, dessen Ernährungsmoral „allows only the consumption of dairy products which do not contain ingredients derived from slaughtered animals (eg rennets free cheese)“; da dieser Typus mit lediglich zwei Probanden jedoch vergleichsweise unterrepräsentiert ist, wird hier nur am Rande erwähnt.

  3. 3.

    Siehe ferner die Ausführungen von Foucault (1986: 125 ff.) zur Verknüpfung von Moralität und Diätetik in der klassischen griechischen Kultur im 4. Jahrhundert vor Christus.

  4. 4.

    Hinsichtlich des Zusammenhangs von Konsum, Nahrung und Geschmack vgl. Warde 1997.

  5. 5.

    Vgl. auch Corrigan (1997: 123), den an Bourdieu orientierten Vergleich klassenspezifischer Restauranttypen bei Karmasin (1999: 180 ff.) und das entsprechende Kapitel über Tischsitten in der „Benimm-Bibel“ von Ariane Sommer (2001: 111 ff.), die ein hervorragendes Beispiel für die Popularisierung von Hochkultur in Fragen des Ernährens und Essens darstellt.

  6. 6.

    Grundsätzlich kann in diesem Zusammenhang auch auf den Prozeß der Zivilisation von Norbert Elias (1976) verwiesen werden, der klassenspezifische Besonderheiten vor allem an der Sprache, den Speisen und Tischmanieren aufgezeigt hat. Naheliegend wäre ferner Kleidung resp. Mode, vgl. Bovenschen 1986.

  7. 7.

    Was mitnichten unterschlagen solL wie problematisch Fast Food ist, vgl. Schlosser 2003.

  8. 8.

    Vgl. Ritzer 1993; Klein 2001; Schor 2004; Hollerbeck/Zinkhan 2006.

  9. 9.

    Allein in Deutschland hat McDonald’s 2012 3,247 Mrd. Euro Nettoumsatz erwirtschaftet, und durchschnittlich gingen 2,7 Mio. Menschen tagtäglich zu McDonald’s, vgl. http://www.mcdonalds.de/uberuns/das-unternehmen.

  10. 10.

    In diesen Zusammenhang gehört die Formel Q.S.C. („Quality“, genauer: Qualitätskontrolle, „Service“ und „Cleanliness“), die lange Zeit als die obersten Gebote von McDonald’s galten, vgl. Trimmer 1978: 351; Kottak 1978: 373; Orr 1978: 379; King/King 1978: 420. Später kam noch das V. („Value“) hinzu, vgl. Kroc (1987: 91), Gründer des McDonald’s Konzerns, der in seiner Autobiographie sogar vom „gospel of Quality, Service, Cleanliness and Value“ sprach.

  11. 11.

    Kottak (1978: 372), und kurz darauf: „Away from home, McDonald’s, like a familiar church, offers not just hamburgers but comfort, security, and reassurance.“

  12. 12.

    Vgl. auch Hall (1978: 399) sowie King (1978: 434), und Stephenson (1989: 236) meint sogar: „In short, the place is an overwhelming example of cultural infantilization.“

  13. 13.

    Vgl. Schlosser (2003: 21), der für die gesamte Fast-Food-Industrie feststellt: „Diese Industrie ernährt die Jugend und wird von ihr ernährt.“

  14. 14.

    Vgl. Watson 1997. Dies gilt auch für McDonald’s in Schanghai, siehe Eckhardt/Houston 2001:13.

  15. 15.

    Dabei ist die westliche Herkunft von McDonald’s mitentscheidend, wie ein Interviewpartner angab: „Young people dating like these Western places. I take my girlfriend to McDonald’s almost every time we are on a date.“ (Eckhardt/Houston 2001: 12)

  16. 16.

    Gregory Hall (1978) führte den Erfolg von McDonald’s etwa darauf zurück, daß McDonald’s wie eine Therapie wirke, daß es McDonald’s gelinge, scheinbar Unvereinbares zu verbinden, wie Freiheit und Kontrolle, Spontaneität und Perfektion, und daß „[i]t is designed to neutralize anxiety.“ (Hall 1978: 401) Und kürzlich erst haben Johan van Rekom et al. (2006) herausgefunden, daß McDonald’s von Slowenen vor allen Dingen mit den Items „open“, „happy“, „young“, „communicative“ und „sociable“ in Verbindung gebracht wird.

  17. 17.

    Vgl. Hall (1978: 401): „The McDonald’s canon is one of basically Puritan values: law and order, cleanliness, purity, hard work, self-discipline and service.“ Entsprechende Äußerungen finden sich auch in Ray Krocs Biographie, dem Gründer der McDonald’s Corporation, etwa wenn er schreibt: „Work ist the meat in the hamburger of life.“ (Kroc 1987: 15)

  18. 18.

    Hierzu paßt die Beobachtung von Caldwell (2004: 20), daß McDonald’s für viele Moskauer inzwischen zu einer solchen Selbstverständlichkeit geworden ist, daß die Kette als „invisible“, also unsichtbar im Sinne von „taken for granted“ wahrgenommen wird. Dementsprechend schwierig ist es nämlich, ein solches Phänomen trotz Invisibilität gerade in seiner Selbstverständlichkeit, und das bedeutet in diesem Zusammenhang: bezüglich seiner positiv-moralischen Seiten sichtbar zu machen.

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© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

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Hellmann, KU. (2013). Erst das Fressen, dann die Moral?. In: Der Konsum der Gesellschaft. Konsumsoziologie und Massenkultur. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02893-0_4

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