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Herausforderungen der Energiewende: Zur Konstruktion von ‚Energieregionen‘

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Part of the book series: RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft ((RFSRL))

Zusammenfassung

In der gesellschaftlichen Diskussion um die ‚Energiewende‘ taucht zunehmend der Begriff ‚Energieregion‘ auf. In politischen Reden, auf Websites, in der Zeitung oder bei Konferenzen kann man ihn hören und lesen. Verwaltungen, Politik, Projektiererinnen und Projektierer, Energieversorgungsunternehmen, Lokalzeitungen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Bürgerinnen und Bürger stellen regionale Bezüge her, um energiespezifische Aspekte zu thematisieren. Kommunen schließen sich zu ‚100 % Erneuerbare-Energie-Regionen‘ zusammen oder (re)kommunalisieren ihre Energieversorgung. Unternehmen werben mit ihrer regionalen Verbundenheit. Energiegenossenschaften bündeln finanzielle Mittel, um regionale Projekte anzustoßen und Forschungsinstitute begleiten diesen Prozess durch regional ausgerichtete ‚naturräumliche‘ und akteursbezogene Potentialstudien. Es fällt auf, dass der Begriff ‚Energieregion‘ selten in Alltagskontexten, sondern viel eher in formal organisierten Kontexten auftaucht. Vor diesem Hintergrund rückt die Frage in den Fokus, wie Organisationen mit ‚Energieregionen‘ umgehen und über diese sprechen. Zentral wird damit die Kommunikation über Raum, womit eine konstruktivistische Sichtweise eingenommen wird. In diesem Sinne ist die Beobachtung von ‚Energieregionen‘ die Beobachtung von zunehmender Kommunikation über ‚Energieregionen‘. Nicht die Frage, was ‚Energieregionen‘ sind, sondern die Frage, wie unterschiedliche Organisationen sie konstruieren, wie sie sich darauf beziehen beziehungsweise wie sie in ihren Äußerungen zum Tragen kommen, wird zentral.

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Notes

  1. 1.

    Aus einer Vielzahl systemtheoretischer Beiträge zu Raum und Räumlichkeit möchte ich im Hinblick auf die Regionalforschung exemplarisch auf Bathelt und Depner (2003), Bratl et al. (2002), Lurger (2008) sowie Stalder (2001) verweisen, die mit systemtheoretischem Instrumentarium die Konzepte und Instrumente der Regionalforschung und -politik betrachten.

  2. 2.

    Unter den empirischen Studien zur Perspektivendifferenz zählt Luhmanns Ökologische Kommunikation (2004) zu den Klassikern. Weitere Untersuchungen stammen von Mayr (2007), die unterschiedliche Perspektiven in Ethikkommissionen untersucht sowie von Koppehele (2008), die Perspektivendifferenzen im Hinblick auf Todesbilder betrachtet. Des Weiteren ist die Betrachtung von sozialen System im Hochwasserrisikomanagement von Zehetmair (2012) zu nennen.

  3. 3.

    Anzuführen sind hier das Bundes-Emmissionsschutzgesetz (kurz: BImSchG), das Energiewirtschaftsgesetz (kurz: EnWG), das Erneuerbare-Energien-Gesetz (kurz: EEG), das Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz (kurz: KWKG), das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (kurz: EEWärmeG) sowie das Marktanreizprogramm (MAP).

  4. 4.

    Die Aussagen beziehen sich auf Beobachtungen bei drei Messebesuchen im Zeitraum 2008–2014.

  5. 5.

    Beispiele für ,regionalisierende Kommunikation‘ in der Organisationsstruktur von Stadtwerken und Flächenversorgern: die energienatur der rhenag, die Rurenergie der Stadtwerke Düren und die green der EVW Stollberg. Darüberhinaus zeigen auch Projektierer für erneuerbare Energieanlagen einen starken Fokus auf Regionen (siehe beispielweise Juwi).

  6. 6.

    NIMBY ist die Abkürzung für ‚Not in my Backyard‘.

  7. 7.

    Eine Person, die in der entsprechenden Region geboren wurde, jedoch aufgrund persönlicher Gründe weggezogen ist, kann durchaus Teil der Interessengemeinschaft bleiben (Interview 03.2014).

  8. 8.

    Bezogen auf eine Windkraftanlage werden Lärm- und Infraschallbelästigung, Eisschlag, Schattenwurf und nächtliche Befeuerung angeprangert, obwohl dafür in den meisten Fällen bereits technische Lösungen möglich sind.

  9. 9.

    Der Widerstand innerhalb der Bevölkerung geht häufig von Einzelpersonen aus, denen sich andere Personen aus Solidarität anschließen (weil es sich um einen Freund oder Nachbarn handelt) (Interview 03.2014).

  10. 10.

    Binäre Leitunterscheidungen sind für das politisch-administrative System: Regierung/Opposition, für das Wirtschaftssystem: Zahlen/nicht Zahlen, für das Rechtssystem: Recht/Unrecht, für das System der Massenmedien: Information/Nicht-Information und für das Wissenschaftssystem Wahr/Unwahr.

  11. 11.

    Kuhm nennt (nah/fern), (hier/woanders) oder (lokal/global) als sekundäre Leitunterscheidungen (Kuhm 2003, S. 182).

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Kölsche, C. (2015). Herausforderungen der Energiewende: Zur Konstruktion von ‚Energieregionen‘. In: Kühne, O., Weber, F. (eds) Bausteine der Regionalentwicklung. RaumFragen: Stadt – Region – Landschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02881-7_10

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