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Grundvorstellungen von der Wertentstehung

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Wert
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Zusammenfassung

Die Arbeitswerttheorie von David Ricardo sowie ihre Kritik durch Karl Marx gelten als die klassischen Beispiele für eine objektive Wertlehre in der Sozialphilosophie und Wirtschaftstheorie. Sie wird momentan – mit Ausnahmen wie sie etwa die Vertreter der sog. „neuen Marx-Lektüre“ (Elbe, Heinrich u. a.) oder des „Neo-Ricardianismus“ (P. Sraffa, B. Schefold u. a.) repräsentieren – nicht annähernd mehr mit der Leidenschaft (und Leidensbereitschaft) diskutiert wie in den 60 und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts z. B. an den Universitäten Westdeutschlands. Beim Nutzenparadigma der neo-klassischen Nationalökonomie sieht das ganz anders aus. Es bedeutet das Exempel für eine subjektive Wertlehre, die bis auf den heutigen Tag einen nachhaltigen Einfluss auf die Wirtschaftstheorie und die Wirtschaftspolitik in vielen Ländern nicht nur „des Westens“ ausübt. Sie nimmt eine geradezu hegemoniale Stellung an den bundesrepublikanischen Akademien ein und zeichnet sich nicht selten durch einen Dogmatismus aus, der dem orthodoxer Marxisten-Leninisten nicht sonderlich nachsteht. Der wirtschaftspolitische Einfluss der Neo-Klassik hat jedoch aufgrund ihrer Anteile an der jüngsten Banken- und Schuldenkrise zu einer Verbreitung von Vorbehalten gegenüber dieser Lehre und dem mit ihr einhergehenden theoretischen und politischen Marktradikalismus geführt. Arbeitswertlehre und neo-klassische Nutzentheorie stellen die prominentesten, wenn auch nicht die einzigen Wirtschaftstheorien dar, denen man Kernvorstellungen über die Wertgenese entnehmen kann.

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Notes

  1. 1.

    Der Begriff „Neo-Klassik“ ist etwas irreführend, weil er nach der Erneuerung der Lehre der klassischen politischen Ökonomie von Smith oder Ricardo klingt. Doch vieles von dem, was die klassische politische Ökonomie charakterisierte, z. B. – wie im Falle von Bentham oder Smith – die gleichsam selbstverständliche Verbindung mit der Ethik wird hinter sich gelassen. Die Neo-Klassik stützt sich nicht zuletzt auf die Grenznutzenlehre und die Maximierungsregel (s.u. S. 29ff.).

  2. 2.

    „Als zweckmäßige Tätigkeit zur Aneignung des Natürlichen in einer oder der anderen Form ist die Arbeit Naturbedingung der menschlichen Existenz, eine von allen sozialen Formen unabhängige Bedingung des Stoffwechsels zwischen Mensch und Natur“ (KPÖ 32).

  3. 3.

    Vgl. auch J. Ritsert: Schlüsselprobleme der Gesellschaftstheorie. Individuum und Gesellschaft – Soziale Ungleichheit – Modernisierung, Wiesbaden 2009, S. 370ff. Ausführlicher: Chr. Resch und H. Steinert: Kapitalismus, Münster 2009 und James Fulcher: Kapitalismus, Stuttgart 2007, jüngst J. Vogl: Das Gespenst des Kapitals, Zürich 2010/2011.

  4. 4.

    Als mehr in Details gehende Untersuchung s. z. B. M. Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2005 (3. Auflage). Noch ausführlicher M. Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie zwischen wissenschaftlicher Revolution und klassischer Tradition, Hamburg 1991. 2. durchgesehene Auflage, Münster 2001.

  5. 5.

    Deutliche Hinweise auf den Prozess der „Abstraktion“ des Arbeitsvermögens finden sich schon in der „Jenaer Realphilosophie“ von Hegel sowie in seiner Rechtsphilosophie.

  6. 6.

    Das Verhältnis einfacher zu komplexer (höher qualifizierter) Arbeit bei Marx ist ein bekanntes Problem für sich.

  7. 7.

    H. G. Backhaus: Dialektik der Wertform, a.a.O.; S. 502f.

  8. 8.

    Vgl. M. Heinrich: Kritik der politischen Ökonomie. Eine Einführung, Stuttgart 2005, S. 78ff.

  9. 9.

    Die Punkte … bezeichnen Transportwege.

  10. 10.

    Vgl. J. Ritsert: Der Kampf um das Surplusprodukt, Frankfurt/New York 1988, S. 156ff.

  11. 11.

    E. K. Hunt und H. J. Sherman: Ökonomie. Aus traditioneller und radikaler Sicht, Frankfurt/M 1974, S. 33f.

  12. 12.

    P. A. Samuelson: Volkswirtschaftslehre. Eine Einführung, Köln ab 1952.

  13. 13.

    Vgl. dazu J. Ritsert: Theorie praktischer Probleme, Wiesbaden 2012.

  14. 14.

    Gary S. Becker: The Economic Approach to Human Behavior, Chicago 1976, S. 14. Vgl. auch A. Sen: The Idea of Justice, Chicago 2009, S. 174ff. G. S. Becker ist einer der “Chicago Boys”. Er hat der Marktrhetorik, der Ausdehnung des Marktjargons, der Ausdehnung der Kosten-Nutzen-Perspektive auf alle möglichen und unmöglichen Bereiche des menschlichen Lebens entscheidenden Auftrieb gegeben.

  15. 15.

    A. K. Dixit/B. J. Nalebuff: Spieltheorie für Einsteiger. Strategisches Know-how für Gewinner, Stuttgart 1995, S. 61.

  16. 16.

    Epikur: Brief an Menoikeus, in Epikur: Briefe. Sprüche. Werkfragmente, Stuttgart 1980, S. 47.

  17. 17.

    J. St. Mill: Utilitarism, in ders.: On Liberty and Other Essays, Oxford 1991, S. 142.

  18. 18.

    P. A. Samuelson: Volkswirtschaftslehre, a.a.O.; S. 462.

  19. 19.

    D. Graeber, der diesen Sachverhalt ausführlich dokumentiert, verweist auf die Feststellung seiner Kollegin Caroline Humphrey aus Cambridge, dass „schlicht und einfach kein einziges Beispiel einer einfachen Warentauschgesellschaft und von der Entstehung von Geld daraus jemals beschrieben wurde. Alles verfügbare ethnographische Material deutet darauf hin, dass es so etwas nie gegeben hat.“ D. Graeber: Debt. The First 5000 Years, New York 2011, S. 29.

  20. 20.

    Dementsprechend fragt auch A. Sen: „Werden die Leute durchweg und sogar typischerweise von der Vernunft geleitet, oder – sagen wir – von Leidenschaft oder Impuls?“ (IJ 176).

  21. 21.

    V. Kraft, a.a.O.; S. 50. (Herv. i. Original).

  22. 22.

    Vgl. G. Albert: Der Werturteilsstreit, in G. Kneer/St. Moebius (Hrsg.): Soziologische Kontroversen. Beiträge zu einer anderen Geschichte der Wissenschaft vom Sozialen, Berlin 2010, S. 14ff.

  23. 23.

    Zit. in G. Albert: Der Werturteilsstreit, a.a.O.; S. 23.

  24. 24.

    E. Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens, Frankfurt/M 1994, S. 22.

  25. 25.

    Vgl. dazu beispielsweise Th. Nagel: The View from Nowhere, New York/Oxford 1986, insbes. S. 138ff.

  26. 26.

    Th. Nagel, a.a.O.; S. 140.

  27. 27.

    PdG S. 215. Vgl. auch: G. Heinsohn/O. Steiger: Eigentum, Zins und Geld. Ungelöste Rätsel der Wirtschaftswissenschaft, Reinbek b. Hamburg 1966.

  28. 28.

    Vgl. J. Ritsert: Theorie praktischer Probleme, Wiesbaden 2012, Kap. 4, S. 43ff.

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Ritsert, J. (2013). Grundvorstellungen von der Wertentstehung. In: Wert. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-02194-8_4

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  • Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden

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