Skip to main content

Pflichten der Geschäftsleitung & Aufbau einer Compliance-Organisation

  • Chapter
  • First Online:
Compliance in der Unternehmerpraxis
  • 13k Accesses

Zusammenfassung

Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen, die an Unternehmen vom Gesetzgeber gestellt werden, kann es keinen allgemeingültigen Compliance-Begriff geben. Vielmehr variieren die Anforderungen individuell bei jedem Unternehmen. Entsprechend kann man in der täglichen Beratungspraxis feststellen, wie unterschiedlich das Thema Compliance angegangen wird. Während Banken und Versicherungen aufgrund der hohen Regulierungsdichte in diesem Geschäftsbereich längst eine diversifizierte Compliance-Struktur – meist mit Compliance-Officer – eingeführt haben und das Thema unternehmensintern einen hohen Stellenwert hat, kennt man den Begriff Compliance in kleinen und mittelständischen Unternehmen teilweise nur vom Hörensagen. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass sich solche Unternehmen nicht bemühen die für sie geltenden Vorschriften einzuhalten.

In vielen Unternehmen wird mittlerweile versucht das Thema „Aufbau einer Compliance-Organisation“ strukturiert anzugehen. Für die Umsetzung bieten sich unter anderem IT-Programme an. Über solche Programme können u. a. Schulungen (eLearning), z. B. hinsichtlich des Inhalts von Handbüchern, gezielt für spezielle Mitarbeitergruppen durchgeführt werden. Heutige IT-Programme bieten darüber hinaus vielschichtige Möglichkeiten die Compliance-Struktur in einem Unternehmen zu verbessern. Über Beteiligungsmanagement- und Vertragsverwaltungssysteme können Datenbanken aufgebaut werden, die über das Internet weltweit von Führungskräften des Unternehmens genutzt werden können. Die bei richtiger Anwendung hierdurch entstehende Datengenauigkeit ist sicherlich ein wichtiger Baustein in einer Compliance-Struktur eines weltweit vernetzten Konzerns. Jedoch nicht nur große – weltweit operierende – Unternehmen profitieren von einer guten Compliance-Struktur. Auch auf kleine und mittelständische Unternehmen sind die meisten der nachfolgend dargestellten Bausteine einer Compliance-Struktur übertragbar.

Aber auch die beste IT-Infrastruktur, Schulungen und Handbücher sowie die Schaffung einer Personalstruktur mit genau definierten Überwachungspflichten nutzen nur dann wirklich, wenn die Mitarbeiter für das Thema Compliance gewonnen werden können und dieses Thema nicht als Behinderung ihrer täglichen Arbeit betrachten.

Nachfolgend sollen zunächst einige Begrifflichkeiten geklärt werden, bevor die These überprüft wird, ob eine Pflicht der Geschäftsleitung zur Errichtung einer Compliance-Organisation besteht und auf verschiedene Möglichkeiten zur Errichtung einer Compliance-Struktur eingegangen wird. Hierbei wird auch thematisiert, inwieweit sich aus dem Gesetz bzw. aus der Rechtsprechung die Pflicht zur Einrichtung einer internen Revision als Teil einer Compliance-Organisation bzw. die Pflicht zur effizienten Informationsorganisation ergibt.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD 59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Vgl. nur LAG Düsseldorf v. 14.11.2005 – 10 TaBV 46/05, NZA-RR 2006, 81 ff.

  2. 2.

    Vgl. zu diesen Problemen ausführlich Kap. 11. und Schreiner, Compliance Report, Februar 2007, 5 f.

  3. 3.

    LAG Düsseldorf v. 14.11.2005 – 10 TaBV 46/05, NZA-RR 2006, 81 ff.

  4. 4.

    Vgl. zu dieser Entwicklung: Unger, Compliance Report, Februar 2007, 2, 4.

  5. 5.

    BGH v. 26.10.2006 – I ZR 33/04 (Regenwaldprojekt I), NJW 2007, 919 ff.; BGH v. 26.10.2006 – I ZR 97/04 (Regenwaldprojekt II), MDR 2007, 598.

  6. 6.

    Art. 1 Nr. 9 KonTraG v. 27. April 1998 (BGBl. I, 786).

  7. 7.

    Vgl. RegBegr. BT-Drucks. 13/9712S. 15 liSp.

  8. 8.

    Vgl. Hüffer, AktG, 10. Aufl. 2012, § 91 Rn. 1, 8.

  9. 9.

    Beispielhaft nennt die Regierungsbegründung die Aufnahme risikobehafteter Geschäfte, Verstöße gegen Vorschriften der Rechnungslegung oder gegen sonstige gesetzliche Vorschriften, vgl. RegBegr. BT-Drucks. 13/9712S. 15 liSp.

  10. 10.

    Vgl. Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, § 35 Rn. 38; Hüffer, AktG, 10. Aufl. 2012, § 93 Rn. 5.

  11. 11.

    Baumbach/Hueck, GmbHG, 19. Aufl. 2010, § 35 Rn. 42.

  12. 12.

    Vgl. hierzu auch Hüffer, AktG, 10. Aufl. 2012, § 93 Rn. 6 ff.

  13. 13.

    Vgl. Heidel, Aktienrecht und Kapitalmarktrecht, 3. Aufl. 2011, § 93 Rn. 98.

  14. 14.

    Vgl. OLG Oldenburg v. 22.6.2006 – 1 U 34/03, GmbHR 2006, 1263 ff.

  15. 15.

    Vgl. zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit BGH v. 15.11.2001 – 1 StR 185/01, NJW 2002, 1211 ff.

  16. 16.

    Sehr weitgehend BGH v. 21.1.1997 – VI ZR 338/95, NJW 1997, 1237 ff.

  17. 17.

    Schmidt-Husson, in: Hauschka (Hrsg.), Corporate Compliance, 2007, § 7 Rn. 24.

  18. 18.

    Vgl. Hüffer, AktG, 10. Aufl. 2012, § 93 Rn. 13a; Lutter/Hommelhoff, GmbHG, 18. Aufl. 2012, § 43 Rn. 17.

  19. 19.

    Vgl. für die AG: Hüffer, AktG, 10. Aufl. 2012, § 91 Rn. 2.

  20. 20.

    BGH II ZR 243/11, in: NJW-Spezial 2012, S. 529 ff.

  21. 21.

    Mit Wirkung vom 1. November 2008.

  22. 22.

    Hierbei sind die Änderungen des WpHG zu beachten die durch das am 27. Juni 2008 verabschiedete Risikobegrenzungsgesetz eingetreten sind.

  23. 23.

    Hinzu kommen zivilrechtliche Folgen (§ 138 BGB), mögl. Vergabesperre, Rücknahme von Genehmigungen, etc.

  24. 24.

    § 7 Abs. 5 UK Bribery Act: „relevant commercial organizationmeans „(b) any other body corporate (wherever incorporated) which carries on a business, or part of a business, in any part of the United Kingdom“.

  25. 25.

    § 7 Abs. 1 UK Bribery Act:„A relevant commercial organization („C“) is guilty of an offence under this section if a person („A“) associated with C bribes another person intending …(…).

  26. 26.

    Hugger/Röhrich, in BB 2010, S. 2643(2644); Deister/Geier/Rew, in CCZ 3/2001, S. 81(84).

  27. 27.

    Kappel/Ehling, in BB 2011, S. 2115(2116); vgl. auch Deister/Geier/Rew, in CCZ 3/2001, S. 81(86).

  28. 28.

    BGH v. 15.12.2005 – IX ZR 227/04, NJW-RR 2006, 771 ff.

  29. 29.

    Vgl. BGH v. 1.6.1989 – III ZR 261/87, WM 1989, 1364, 1367; BGH v. 15.1.2004 – IX ZR 152/00, WM 2004, 720, 722.

  30. 30.

    Vgl. hierzu umfassend: Berwanger/Kullmann, Interne Revision – Wesen, Aufgaben und rechtliche Verankerung, 2008.

  31. 31.

    Hüffer, NZG 2007, 47, 49.

  32. 32.

    RegBegr. BT-Drucks. 13/9712S. 15 reSp.

  33. 33.

    Spindler, in: Münchner Kommentar zum AktG 3. Aufl. 2008, § 91 Rn. 24.

  34. 34.

    Spindler, in: Münchner Kommentar zum AktG 3. Aufl. 2008, § 91 Rn. 26.

  35. 35.

    Spindler, in: Münchner Kommentar zum AktG 3. Aufl. 2008, § 91 Rn. 28.

  36. 36.

    Als Indiz wird man hier die in § 267 HGB aufgeführten Größenklassen mit heranziehen können.

  37. 37.

    Hüffer, NZG 2007, 47, 49.

  38. 38.

    Hüffer, ebd.

  39. 39.

    Hüffer, ebd. m. w. N.

  40. 40.

    VG Frankfurt a. M. v. 8. Juli 2004 – 1 E 7363/03 (I), WM 2004, 2157, 2160.

  41. 41.

    Ebd.

  42. 42.

    RegBegr. BT-Drucks. 13/9712S. 15 reSp.

  43. 43.

    Drygala/Drygala, ZIP 2000, 297, 300 m. w. N.

  44. 44.

    Westermann, DZWIR 2006, 485, 387.

  45. 45.

    In diese Richtung argumentierend Drygala/Drygala, ZIP 2000, 297, 303 f. Nur klarstellend ist festzuhalten, dass es in der Frage, ob nachgeordnete Entscheidungsebenen von der Führungsebene zu überwachen sind, sicherlich kein unternehmerisches Leitungsermessen gibt, allerdings ist es eine andere Frage, ob eine derartige Überwachung in der von § 91 Abs. 2 AktG angestrebten Organisationsstruktur umzusetzen ist.

  46. 46.

    Veil, ZGR 2006, 374, 376 f. m. w. N.; Drygala/Drygala, ZIP 2000, 297, 305; noch strenger Altmeppen, ZGR 1999, 291, 301 f.

  47. 47.

    So auch Schneider, ZIP 2003, 645, 648.

  48. 48.

    „Complianc-Audit“.

  49. 49.

    In Anlehnung an: Rodewald/Unger, BB 2007, 1629, 1632.

  50. 50.

    Als aktuelleres Beispiel mag der Korruptionsskandal bei Ferrostahl dienen.

  51. 51.

    BGH v. 15.12.2005 – IX ZR 227/04, NJW-RR 2006, 771 ff.

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Gregor Wecker .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2013 Springer Fachmedien Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Wecker, G., Galla, S. (2013). Pflichten der Geschäftsleitung & Aufbau einer Compliance-Organisation. In: Wecker, G., Ohl, B. (eds) Compliance in der Unternehmerpraxis. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00893-2_2

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-00893-2_2

  • Published:

  • Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-658-00892-5

  • Online ISBN: 978-3-658-00893-2

  • eBook Packages: Business and Economics (German Language)

Publish with us

Policies and ethics