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B. Begründetheit

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Part of the book series: FOM-Edition ((FOMEDITION))

Zusammenfassung

Ist die Verfassungsbeschwerde nach dem Vorstehenden zulässig, so entscheidet das BVerfG über ihre Begründetheit, d. h. in der Sache. Andernfalls ist es dem Gericht dagegen verwehrt, das (Nicht-)Vorliegen einer Grundrechtsverletzung festzustellen.

Die Verfassungsbeschwerde ist begründet, wenn der Beschwerdeführer durch den Beschwerdegegenstand in einem seiner Grundrechte oder grundrechtsgleichen Rechte verletzt ist, vgl. §§ 90 Abs. 1, 95 Abs. 1 Satz 1 BVerfGG.

Diese Voraussetzungen liegen in Bezug auf Freiheitsgrundrechte dann vor, wenn im konkreten Fall der Schutzbereich eines Grundrechts oder grundrechtsgleichen Rechts des Beschwerdeführers eröffnet ist, ein Eingriff hierin vorliegt und dieser Eingriff verfassungsrechtlich nicht gerechtfertigt ist – und zwar unabhängig davon, ob das tatsächlich einschlägige Recht i. S. v. § 90 Abs. 1 BVerfGG vom Beschwerdeführer zuvor gem. § 92 BVerfGG als verletzt gerügt wurde oder nicht („iura novit curia“): „Bei der materiell-rechtlichen Prüfung einer zulässigen Verfassungsbeschwerde ist das BVerfG [nämlich] nicht darauf beschränkt zu untersuchen, ob die gerügte Grundrechtsverletzung vorliegt. Es kann die angegriffenen Entscheidungen vielmehr unter jedem in Betracht kommenden Gesichtspunkt auf ihre verfassungsrechtliche Unbedenklichkeit hin prüfen“, also auch in Bezug auf Grundrechte Dritter sowie sonstiges Verfassungsrecht. Dies folgt aus der Doppelfunktion der Verfassungsbeschwerde nicht nur als Mittel des subjektiven, sondern zugleich auch des objektiven Rechtsschutzes.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Scherzberg/Mayer, Jura 2004, S. 373 (374) = Scherzberg, in: Ehlers/Schoch, Rechtsschutz im Öffentlichen Recht, § 13 Rn. 5.

  2. 2.

    Papier/Krönke, Grundkurs Öffentliches Recht 2, Rn. 59.

  3. 3.

    Papier/Krönke, Grundkurs Öffentliches Recht 2, Rn. 77. Im Gegensatz zum Prüfungspunkt der Beschwerdebefugnis, in deren Rahmen die bloße Möglichkeit einer Grundrechtsverletzung ausreicht (Rn. 598), ist innerhalb Begründetheit zu prüfen, ob eine Grundrechtsverletzung tatsächlich vorliegt, siehe Benda/Klein, Verfassungsprozessrecht, Rn. 614.

  4. 4.

    Vgl. Wilms, Staatsrecht II, Rn. 1164. Siehe auch Rn. 17 ff. Zu Gleichheitsgrundrechten siehe Rn. 570.

  5. 5.

    Lat.: „Das Gericht kennt das Recht“.

  6. 6.

    BVerfGE 70, 138 (162). Ebenso BVerfGE 124, 235 (241 f.); Pieroth, in: Jarass/Pieroth, GG, Art. 93 Rn. 72 m. w. N. auch zur a. A. des Ersten Senats des BVerfG, u. a. BVerfGE 82, 6 (18). Vgl. auch BVerfGE 42, 312 (325 f.); 123, 148 (177) und siehe Wilms, Staatsrecht II, Rn. 1165. Sofern etwa ein Gesetz zwar nicht den Beschwerdeführer in seinen Grundrechten oder grundrechtsgleichen Rechten verletzt, jedoch aus anderen Gründen verfassungswidrig ist, erklärt das BVerfG das Gesetz für nichtig, weist die Verfassungsbeschwerde aber mangels subjektiver Rechtsverletzung des Beschwerdeführers als unbegründet zurück, siehe BVerfGE 84, 133 (155 f.; 160); Detterbeck, Öffentliches Recht, Rn. 636.

  7. 7.

    Vgl. BVerfGE 113, 29 (47) und siehe Rn. 571 sowie Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn. 1276 m. w. N.

  8. 8.

    Vgl. Detterbeck, Öffentliches Recht, Rn. 602; Hillgruber/Goos, Verfassungsprozessrecht, Rn. 179; Papier/Krönke, Grundkurs Öffentliches Recht 2, Rn. 79; Scherzberg/Mayer, Jura 2004, S. 663 = Scherzberg, in: Ehlers/Schoch, Rechtsschutz im Öffentlichen Recht, § 13 Rn. 120; Sodan/Ziekow, Grundkurs Öffentliches Recht, § 51 Rn. 60. Entsprechendes gilt bzgl. Exekutivakten, siehe Fleury, Verfassungsprozessrecht, Rn. 368 und vgl. Gersdorf, Verfassungsprozessrecht und Verfassungsmäßigkeitsprüfung, Rn. 74.

  9. 9.

    BVerfGE 7, 198 (207). „Super“ (lat.): „über“.

  10. 10.

    Epping, Grundrechte, Rn. 207; Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn. 1279. Deutlich auch BVerfG, Merkblatt zur Verfassungsbeschwerde (dort unter „I.“), abrufbar unter http://www.bundesverfassungsgericht.de/organisation/vb_merkblatt.html: „Verfassungsbeschwerden gegen gerichtliche Entscheidungen führen nicht zur Überprüfung im vollen Umfang, sondern nur zur Nachprüfung auf verfassungsrechtliche Verstöße. Selbst wenn die Gestaltung des Verfahrens, die Feststellung und Würdigung des Sachverhalts, die Auslegung eines Gesetzes oder seine Anwendung auf den einzelnen Fall Fehler aufweisen sollten, bedeutet dies für sich allein nicht schon eine Grundrechtsverletzung“ (Hervorhebung abweichend vom Original). Siehe auch Rn. 223, 571.

  11. 11.

    So bereits BVerfGE 1, 418 (420).

  12. 12.

    BVerfGE 18, 85 (92). Vgl. auch BVerfG, ZfBR 2012, S. 148 (149) m. w. N.: „Soweit sich die [Verfassungs-]Beschwerde gegen Gerichtsurteile wendet, kann das BVerfG nicht untersuchen, ob diese vom einfachen Recht her ‚richtig‘ sind“ (Hervorhebungen d. d. Verf.).

  13. 13.

    BVerfGE 89, 28 (36). Vgl. Schumann, Ekkehard, Verfassungs- und Menschenrechtsbeschwerde gegen richterliche Entscheidungen, Berlin 1963, S. 207.

  14. 14.

    BVerfGE 89, 276 (285) (Hervorhebungen d. d. Verf.).

  15. 15.

    Vgl. BVerfG, NZG 2011, S. 1262 (1266) und siehe Papier/Krönke, Grundkurs Öffentliches Recht 2, Rn. 80; Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn. 1288 m. w. N. aus der BVerfG-Rspr.; Sodan/Ziekow, Grundkurs Öffentliches Recht, § 51 Rn. 61. Siehe auch Rn. 606.

  16. 16.

    Nach BVerfGE 95, 28. Siehe auch Beispiele 72, 91.

  17. 17.

    BVerfG, NJW 2011, S. 740 (741) m. w. N.

  18. 18.

    Fleury, Verfassungsprozessrecht, Rn. 366.

  19. 19.

    BVerfGE 87, 273 (278 f.). Siehe auch Rn. 548.

  20. 20.

    Nach BVerfGE 70, 93. Siehe auch BVerfG, NJW 2011, S. 3217.

  21. 21.

    Pieroth/Schlink, Grundrechte, Rn. 1285.

  22. 22.

    BVerfGE 34, 269 (280).

  23. 23.

    BVerfGE 113, 88 (104) unter Hinweis auf BVerfGE 93, 37 (81), wo es u. a. heißt: Die (verfassungskonforme) „Auslegung findet ihre Grenzen […] dort, wo sie zu dem Wortlaut und dem klar erkennbaren Willen des Gesetzgebers in Widerspruch treten würde“ (Hervorhebungen d. d. Verf.). Siehe auch Rn. 84.

  24. 24.

    BVerfGE 34, 269 (280).

  25. 25.

    Nach BVerfGE 71, 108; BVerfG, NJW 1995, S. 3050. Siehe auch BVerfG, NJW 2010, S. 754 und Beispiel 40.

  26. 26.

    BVerfG, NJW 2012, S. 669 (670 f.) m. w. N. (Hervorhebungen d. d. Verf.).

  27. 27.

    BVerfGE 61, 1 (6). So prüft das BVerfG namentlich bei strafgerichtlichen Eingriffen in die Meinungsfreiheit des Art. 5 Abs. 1 Satz 1 1. Hs. GG nicht nur, „ob die angegriffenen Entscheidungen Fehler erkennen lassen, die auf einer grundsätzlich unrichtigen Anschauung von der Bedeutung des Grundrechts, insbesondere vom Umfang seines Schutzbereichs, beruhen“, sondern prüft auch im Einzelnen nach, „ob jene Entscheidungen bei der Feststellung und Würdigung des Tatbestandes sowie der Auslegung und Anwendung einfachen Rechts die verfassungsrechtlich gewährleistete Meinungsfreiheit verletzt haben“, BVerfGE 82, 43 (50). Siehe auch BVerfG, NJW 2009, S. 3151 m. w. N. und Rn. 397.

  28. 28.

    Schlaich/Korioth, Das Bundesverfassungsgericht, Rn. 326. Zum Prüfungsumfang des BVerfG im Rahmen einer Verfassungsbeschwerde speziell zur Frage, ob sich eine Rechtsverordnung noch im Rahmen ihrer gesetzlichen Ermächtigungsgrundlage hält, siehe Scherzberg/Mayer, Jura 2004, S. 663 (664) = Scherzberg, in: Ehlers/Schoch, Rechtsschutz im Öffentlichen Recht, § 13 Rn. 122. Siehe auch Rn. 184.

  29. 29.

    Vgl. BVerfGE 6, 32 (41) und siehe Detterbeck, Öffentliches Recht, Rn. 604; Fleury, Verfassungsprozessrecht, Rn. 369. „In solchen Fällen bildet die Verfassungsmäßigkeit [der] Rechtsnorm eine Vorfrage der Grundrechtsprüfung. Prüfungsmaßstab für die Begründetheit der Verfassungsbeschwerde bleibt jedoch ausschließlich das betreffende Grundrecht, auch wenn im Rahmen dieses Prüfungsmaßstabs die Gültigkeit des grundrechtsbeschränkenden Gesetzes am gesamten GG gemessen werden muss“, Stein/Frank, Staatsrecht, § 28 I 5 (Hervorhebungen d. d. Verf.). Siehe auch Rn. 166, 522 und Beispiel 39.

  30. 30.

    Vgl. Fleury, Verfassungsprozessrecht, Rn. 366, 368; Sodan/Ziekow, Grundkurs Öffentliches Recht, § 51 Rn. 61, 63.

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Wienbracke, M. (2013). B. Begründetheit. In: Einführung in die Grundrechte. FOM-Edition. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00764-5_7

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