Zusammenfassung
Der Wandel katholischer Liturgie wird exemplarisch anhand der Einführung und Gestaltung sogenannter Wort-Gottes-Feiern untersucht. Darunter sind katholische Gottesdienste zu verstehen, die von nicht-priesterlichen Pastoralmitarbeitern oder Gemeindemitgliedern selbstständig vorbereitet und durchgeführt werden. Dabei zeigen sich innerhalb katholischer Pfarreien verschiedene Veränderungen der Inklusion des religiösen Publikums in das Mehr-Ebenen-System Kirche. Die Aktivierung des Publikums beinhaltet für die katholische Kirche Effektivitäts- und Effizienzvorteile und für die Akteure eine Realisierung ihrer gesteigerten Inklusionsansprüche. Religiöse Individualisierung kann neben der Entkirchlichung auch einen Prozess kircheninternen Wandelns beschreiben.
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Notes
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Freilich erklärt Beck Individualisierungsprozesse, sowohl im Allgemeinen (bspw. 1986) als auch im Speziellen auf das religiöse Feld bezogen (2008), ursächlich durch strukturelle Veränderungen der postmodernen Gesellschaft. Auch die Folgen, die er ihnen zuschreibt beziehen sich auf Vergesellschaftungsdynamiken. Insofern ließe sich sein Ansatz auch auf der Makroebene verorten. Gemeint sind hier jedoch in erster Linie seine unmittelbar auf individuelles Handeln bezogenen Überlegungen (Freisetzung, Entzauberung, Re-Integration, Synkretismus), weshalb sein Ansatz zunächst der Mikroebene zugerechnet wird.
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Der Begriff Pfarrei bedarf einer gewissen Erläuterung: Es handelt sich um die unterste Ebene der kirchlichen Organisationsstruktur. Im allgemeinen wie im religionssoziologischen Sprachgebrauch verbreiteter ist der Begriff (Pfarr-)Gemeinde, der im Zuge des II. Vatikanischen Konzils geprägt wurde, um die Bedeutung der Gemeindemitglieder stärker hervorzuheben. In das Kirchenrecht jedoch wurde der Begriff Pfarrgemeinde nie aufgenommen; hier wird ausschließlich der Begriff Pfarrei verwandt. Diese unterliegen seit einigen Jahren weitreichenden Veränderungen: Ausgelöst durch den zunehmend prekär werdenden Priestermangel kommt es zu vermehrten Kooperation und/oder Fusionen von Pfarreien, wobei im Untersuchungsgebiet durchschnittlich 5,5 ehemals eigenständige Pfarreien zu einer neuen (Groß-)Pfarrei fusioniert wurden. Diese nicht unumstrittene Strukturreform führt auch zur Schöpfung neuer Synonyme: statt einheitlich von Pfarreien zu sprechen, existiert in den untersuchten Diözesen ein breites Spektrum neuer Begrifflichkeiten („Gemeinschaft der Gemeinden“, „Seelsorgebezirk“, „Pastoralverbund“, „Pfarreiengemeinschaft“).
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Die Grenzen der Diözesen verlaufen allerdings nicht völlig kongruent mit den politischen Grenzen der Bundesländer. Untersucht wurden die beiden Flächendiözesen Münster und Paderborn, das mittelgroße und nach wie vor eher feingliedrig organisierte Erzbistum Köln und die verhältnismäßig kleinen Diözesen Aachen und Essen, die jedoch eine vergleichsweise hohe Katholikenquote aufweisen. Insgesamt sind in den untersuchten Bistümer rund 7,6 Mio. Katholiken organisiert; die Katholikenquote liegt im Mittel bei 40 %.
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Es handelt sich um die beiden zentralen Orte liturgischer Handlungen im Altarraum einer katholischen Kirche. Der Ambo ist traditionell das Pult, von dem aus Lesungen gehalten, das Evangelium verkündet und gepredigt wird. Im Zuge der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils kam es im Übrigen zu einer Aufwertung des Ambos im neustrukturierten Kirchenraum.
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Befragt wurden die insgesamt 724 Pfarreien der Diözesen Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn. Die Rücklaufquote lag bei sehr zufriedenstellenden 47 %, sodass Daten über 339 katholische Pfarreien vorliegen.
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Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass sich zwei Funktionssysteme dieser dichotomen Heuristik nicht zuordnen lassen: Im System der Intimbeziehungen ist der Leistungs- gleichzeitig auch Publikumsrollenträger und im Wissenschaftssystem findet eine Inklusion des gesellschaftlichen Publikums nur indirekt statt, etwa über die Rezeption wissenschaftlicher Erkenntnisse in den Massenmedien oder die Realisierung technischer Innovationen durch das Wirtschaftssystem.
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Wohlgemerkt geht es um die Frage, ob die Kommunion in einer Wort-Gottes-Feier an die Gottesdienstbesucher gespendet werden darf. Eine Wandlung der ‚profanen‘ Opfergaben Brot und Wein in das ‚Heilige‘ Leib und Blut Christi (Konsekration) hingegen hat im katholischen Glauben sakramentalen Status und ist daher dem geweihten Priester vorbehalten. Allerdings können in einer von einem Priester durchgeführten Eucharistiefeier Hostien gleichsam ‚auf Vorrat‘ konsekriert werden. Dies ist langjährige Praxis der katholischen Kirche für den Fall, dass Gemeindemitglieder die Eucharistiefeier aus gesundheitlichen Gründen nicht besuchen können und die Kommunion daher zuhause in Empfang nehmen („Krankenkommunion“). Diese vorkonsekrierten und im Tabernakel aufbewahrten Hostien können dann auch im Rahmen einer Wort-Gottes-Feier gespendet werden.
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Heiser, P. (2014). Religiöse Inklusion in das Mehr-Ebenen-System Kirche am Beispiel katholischer Liturgie. In: Heiser, P., Ludwig, C. (eds) Sozialformen der Religionen im Wandel. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-00096-7_9
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