Störungen der Zahnentwicklung durch erkennbare Ursache und ihre Folgen

Zusammenfassung

Die Erkrankungen, welche eine Störung der Zahnentwicklung herbeizuführen vermögen, können entweder Allgemeinleiden oder solche von örtlicher Begrenzung sein. Was die Allgemeinerkrankungen betrifft, so werden hier vor allem Rachitis (rachitische Zähne!), dann Tetanie und Lues genannt; jedenfalls kommen solche Krankheiten in Betracht, die mit einer Dysfunktion des Kalkstoffwechsels verbunden sind. Ihre sichtbare Folge am durchgebrochenen Zahn ist eine mangelhafte Ausbildung des Schmelzes („Hypoplasie“), wozu noch charakteristische Veränderungen am Dentin treten. Unmittelbare Ursache für diese sichtbaren Erscheinungen ist mangelhafte oder teilweise auch ganz ausbleibende Verkalkung während der Entwicklungszeit des Zahnes. Die von mehreren Autoren gemachte Beobachtung, daß an parathyreoidektomierten Ratten die Zähne ganz ähnliche Veränderungen aufweisen wie die „rachitischen Zähne“, ist von Kranz und nach ihm von Bacherer als besondere Stütze ihrer Ansicht in Anspruch genommen worden, daß nämlich endokrine Störungen das Grundleiden darstellen. Insbesondere sollen von den innersekretorischen Drüsen die „branchiogenen“, aus den Kiemenspalten hervorgehenden in Betracht kommen, also Thyreoidea, Parathyreoidea und Thymus; verbunden mit den Störungen sei Tetanie; die Rachitis als eine Erscheinung der Dysfunktion der Epithelkörperchen führe einerseits zu mangelhafter Kalkablagerung in Knochen und Dentin und andererseits zu Entwicklungshemmung der Schmelzbildung infolge mangelhafter Kalkzufuhr (Bacherer). Was die luetischen Zähne, die sog. Hutchinsonschen Zähne anlangt, so meint Kranz: „Bei den Fällen mit kongenitaler Lues wird wohl das syphilitische Virus, resp. die Spirochaete pallida die der Zahnmißbildung zugrunde liegenden inneren Drüsenstörungen verursachen, nicht aber eine lokal luetische Störung am Zahnkeim.