Über Mannose III

Zusammenfassung

Vor kurzem machte Hr. R. Reiss die interessante Mitteilung¹), daß in vielen Samen ein früher für gewöhnliche Cellulose gehaltener Reservestoff enthalten sei, welcher bei der Hydrolyse einen neuen, als Seminose bezeichneten Zucker liefert. Der letztere bildet ein schwer lösliches Hydrazon, welches bei 185–186° schmilzt und nach der Beschreibung die größte Ähnlichkeit mit dem Phenylhydrazon der Mannose zeigt. Dagegen wird die Seminose durch Bleiessig gefällt, während wir früher von der Mannose das Gegenteil angegeben haben²). Auf Grund dieser Beobachtungen hält R. Reiss beide Zucker für verschieden. Wir haben infolgedessen das Verhalten der Mannose gegen Bleiessig nochmals untersucht und gefunden, daß sie unter geeigneten Bedingungen ebenfalls durch Bleiessig niedergeschlagen wird. In verdünnter Lösung erfolgt die Fällung keineswegs sofort, sondern erst beim längeren Stehen. Dadurch erklärt sich unsere frühere negative Angabe. In konzentrierter Lösung entsteht dagegen bei gewöhnlicher Temperatur nach kürzester Zeit ein reichlicher amorpher Niederschlag, welcher nichts anderes als die Bleiverbindung des Zuckers ist. In kaltem Wasser ist dieselbe schwer, in warmem Wasser dagegen in reichlicher Menge löslich. Durch verdünnte Schwefelsäure oder durch Schwefelwasserstoff wird sie sofort unter Rückbildung von Mannose zerlegt. Ebenso, nur etwas langsamer wirkt Kohlensäure.