Zusammenfassung
Man könnte gerade durch viele in den vorangehenden Kapiteln entwickelte Anschauungen über das Wesen des tuberkulösen Prozesses in dem Gedanken bestärkt werden, daß das Wort Tuberkulose das Wesen des Prozesses nicht in genügender Klarheit wiedergibt. Dem ist ohne weiteres zuzustimmen. Das Wort Tuberkulose ist tatsächlich nur eine sehr einseitige Bezeichnung, teilt dieses Schicksal aber mit sehr vielen in unserer medizinischen Nomenklatur gebräuchlichen Namen. Wir können trotzdem die Frage erörtern, ob es zweckmäßig ist, diese Bezeichnung durch eine andere zu ersetzen. Aschoff hat dieses getan und hat vorgeschlagen, das Wort Tuberkulose ganz allgemein durch Phthise zu ersetzen, und begründet seine Bevorzugung des Wortes Phthise einerseits mit den Eigenschaften der bei der Krankheit auftretenden allgemeinen und besonderen pathologisch-anatomischen Symptome, andererseits auf Grund historischer Überlegungen. Auf letzterem Gebiete ist ihm besonders Marchand entgegen getreten. Ich möchte jedoch meinen, daß die historische Entwicklung der Begriffe Tuberkulose und Phthise für uns keine maßgebliche Rolle zu spielen braucht, denn unsere Vorfahren sind bei ihren Namengebungen vielleicht noch mehr allen möglichen Irrtümern ausgesetzt gewesen als wir selbst.
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Tuberkulose oder Phthise? Wertende Betrachtung der tuberkulösen Prozesse
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Huebschmann, P. (1928). Tuberkulose oder Phthise?. In: Pathologische Anatomie der Tuberkulose. Die Tuberkulose und ihre Grenzgebiete in Einzeldarstellungen, vol 5. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99354-1_5
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