Zusammenfassung
Die organisatorischen Maßnahmen, welche seit dem Beginn des Weltkrieges in Deutschland getroffen wurden, um die fortlaufende Sicherung und eine den militärischen und wirtschaftlichen Anforderungen entsprechende Verteilung der Vorräte herbeizuführen, tragen, wie es nicht anders erwartet werden kann, den Stempel einer durch den Krieg gebotenen Notlage. Es ist unnötig zu erörtern und vielleicht nur vom Standpunkt rein geschichtlicher Betrachtung aus von Bedeutung, auf welche Ursachen das Fehlen einer Vorbereitung kriegswirtschaftlicher Maßnahmen zurückzuführen war. Das aber verdient hervorgehoben zu werden: daß diejenigen Maßnahmen, welche nunmehr innerhalb der Kriegszeit getroffenwurden, gerade deshalb vielfach einen „sensationellen“ Charakter erhalten haben, weil alle Arbeiten und Gedankengänge, welche auf jene Maßnahmen hätten vorbereiten können, bislang gefehlt hatten. Außer wenigen sporadischen Aufsätzen war so gut wie nichts über die wirtschaftliche Kriegsbereitschaft Deutschlands geschrieben worden. Um so einschneidender mußte nun die Plötzlichkeit erscheinen, unter der jetzt alles Unvorbereitete durchgeführt werden sollte. Es ist nun überaus merkwürdig, zu wie verschiedenen Gedankenrichtungen über eine wirtschaftliche Vorsorge-Organisation für kommende Zeiten die Betrachtung der bisher geschaffenen Kriegs-Organisationen geführt hat.
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Notes
Es sei u. a. auch auf einen bemerkenswerten Aufsatz der „Bohemia“, Prag, vom 11.–April 1915 hingewiesen: „Getreidemonopol in Krieg und Frieden.“ Es wird dort im Anschluß an den Vorschlag eines dauernden Getreideimportmonopols in der Schweiz gesagt: „Was das Bedeutungsvolle an dem Vorschlag ist, ist die Linie, die die gesetzgeberischen Tendenzen in wirtschaftlichen Angelegenheiten bezeichnet. Bis jetzt waren, von Kriegsz iten abgesehen, Monopole mehr oder minder vom staatsfinanziellen Gesichtspunkte eingerichtet worden. Die neue Richtung löst die Monopole von der Staatskasse los und betrachtet sie aus dem Gesichtswinkel des allgemeinen staatlichen Wohlfahrtszweckes. Die Sozialisierung der Gesellschaft, die der Krieg zuvörderst in den kriegführenden, aber, wie wir sehen, daneben auch in den unbeteiligten Staaten im kollektivistischen Sinne fördert, hat in diesen Worten des Schweizer Ministers ihren markantesten Ausdruck gefunden. Daß die wirtschaftlichen Kriegsmaßregeln, deren Quelle nicht bestehende Einrichtungen, sondern einzig und allein die Kriegsnot ist, eine Klasse für sich bilden und nicht Ausflüsse der Staatssozialistischen Doktrin sind, mag, wie Dr. Franz Klein in seinem ausgezeichneten Aufsatze „Sozialisierungen des Krieges“ ausführt, gern zugestanden werden. Jedenfalls hat aber die Idee der Staatsmacht, des Staatszweckes und der Staatsverantwortlichkeit in einer relativ kurzen Spanne Zeit Fortschritte errungen, die füglich als eine entscheidende Wendung in unseren wirtschaftspolitischen Anschauungen angesehen werden müssen.“
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Levy, H. (1915). Die Organisationsformen unserer Vorratswirtschaft im Weltkrieg. In: Vorratswirtschaft und Volkswirtschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99260-5_3
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