Infektionskrankheiten I

Zusammenfassung

An der Kranken, die ich heute mit Ihnen besprechen möchte, ist für die Beurteilung zunächst das Wichtigste die Temperaturkurve. Ich habe bei wiederholten Gelegenheiten auf das Gesetzmäßige im Temperaturverlauf vieler Infektionskrankheiten hingewiesen, bzw. werde es noch tun. Die Diagnose der Malaria ist aus der Temperaturkurve meistens eindeutig gesichert; beim Typhus, bei der Pneumonie ist das Verhalten der Temperatur häufig ebenfalls für die Diagnose maßgebend; bei Scharlach und Masern kann sie bei zweifelhaftem Exanthem immerhin eine wesentliche Stütze darstellen. Hier auf der Kurve dieser Kranken zeigt die Körperwärme mehrere Wochen hindurch ein ganz wechselvolles Bild. Mehrmals einige Tage fast eine normale Temperatur, dann plötzlich steile Zacken auf über 40°, meistens mit Schüttelfrösten einhergehend, dazwischen ganz tiefe Remissionen zu unternormalen Werten, dann wieder eine mehrtägige Continua um 38°, ein anderes Mal allmähliche Steigerungen und Senkungen; kurzum in seiner Gesamtheit stellt der Temperaturverlauf ein unheimliches Durcheinander dar. Der Puls ist dabei stets ungewöhnlich hoch. An den Tagen mit hoher Temperatur beträgt er 150 oder gar noch mehr, aber er sinkt auch bei den tiefen Temperaturen kaum unter 120.