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Der Positivismus eine für die Psychotherapie unbrauchbare Haltung

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Zusammenfassung

So kommen wir von den verschiedensten Seiten her zu der Forderung, die „Existenz“ in die angemessene und mögliche Erfassung des Seelischen (und das ist doch Psychologie!) hereinzunehmen. Keineswegs eine künstliche Konstruktion ! vielmehr gewissermaßen ein Rückgriff auf eine „primitive“, ursprüngliche Haltung, die aber in uns allen höchst lebendig ist. In der psychotherapeutischen Gemeinschaft ist sie in beiden Partnern wirksam. Es kommt für unsere Aufgabe darauf an, ihre kognitive Seite zur Erfassung der seelischen Abläufe herauszustellen. Selbstverständlich liegt dabei eine andere Art der Wirklichkeitserfassung zugrunde als bei den Primitiven, denen die abkünftige und verhältnismäßig späte Subjekt-Objektspaltung, wie sie in der wissenschaftlichen Haltung auf die Spitze getrieben wird, noch fremd ist. Wir alle haben in unserer Erziehung zur Wissenschaft diese Haltung als unverbrüchlich erworben und sind geneigt, mit den Maßstäben der Ratio auch die primitive Haltung zu messen, wodurch diese eigentlich verfälscht wird; denn sie war als Zuwendung zur Wirklichkeit früher da als die rationalen Ordnungen, und auch diese werden ja noch dauernd von den Säften jener anderen Schichten durchblutet. Die Ratio, die abkünftige Haltung, kann dem Wesen jener ursprünglichen Schichten unmöglich dadurch gerecht werden, daß sie sie nach ihrem eigenen Maßstab der Kritik unterzieht, also lediglich fragt, inwiefern es dort an jenen höheren Ordnungen noch fehle, wieweit die Erscheinungen, welcher Art auch immer, der rationalen Erfassung noch nicht genügend zugänglich seien 1, — statt daß wir der andern Sphäre ihren autonomen Eigenwert auch für die Betrachtung belassen, der ohnehin in seiner Wirkung in jedem Augenblick ununterdrückbar zur Geltung kommt (mindestens in der Blickrichtung und den „Auswahlprinzipien“ der Beachtung). Die völlig durchgeführte Subjekt-Objektspaltung steht als Möglichkeit und Ideal der Wissenschaft an dem einen Ende und wird in Wirklichkeit niemals erreicht. Das wird später noch klarer zutage treten, wenn wir die „existenziale” Haltung aus ihr selbst her genauer kennzeichnen werden. Zunächst aber sehen wir noch einmal zu, von welcher andersartigen Haltung sie sich besonders scharf abhebt, wodurch dann ihr eigenes Wesen um so besser heraustreten muß. Es kann kein Zweifel sein, daß wir die Erfassung der seelischen Abläufe aus der tödlichen Umarmung des Positivismus befreien müssen.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Meinertz, J. (1939). Der Positivismus eine für die Psychotherapie unbrauchbare Haltung. In: Psychotherapie — eine Wissenschaft!. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99221-6_13

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-99221-6_13

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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