Die Ernährung des gesunden Säuglings

Zusammenfassung

Die natürliche Ernährung gilt heute als selbstverständliche und leicht durchführbare Forderung. Das Problem der natürlichen Ernährung ist aber ganz gewiss nicht damit abgetan, wenn in Wort und Schrift verkündet wird, dass die vornehmste Pflicht jeder Mutter wäre, ihr Kind zu stillen, eine Pflicht, der sich keine Frau entziehen dürfe. Diese und ähnliche Schlagworte enthalten schliesslich nur eine Voraussetzung für die Einleitung des Stillens: sie verlangen den Willen zum Stillen von den Müttern. In der Praxis gestaltet sich die Erfüllung dieser Forderung sowohl für den Arzt, der die Ernährung an der Brust zu leiten, als auch für die Mutter, die sie zu leisten hat, doch gar nicht so selten zu einer nicht ganz einfachen Aufgabe. Schon der immer wiederholte Satz, dass fast jede Mutter ihr Kind stillen kann, ist nur cum grano salis wahr. Er gilt vollinhaltlich für die Mütter, die im Milieu der Anstalt ihre Kinder gebären. Die ersten zehn Wochenbettstage wird hier fast jede Mutter die geringen Milchmengen aufbringen, die zur Ernährung des Neugeborenen notwendig sind. Das Still-geschäft wird hier zu einer Selbstverständlichkeit; es wird gleichsam zu einem Beruf, auf den das ganze Sinnen und Denken eingestellt ist, für die Frauen, die als Ammen in den Säuglingskrankenhäusern und Säuglingsasylen fungieren. So ist es zu verstehen, dass von Geburtshelfern 90–100% der Mütter eine Stillfähigkeit attestiert wird, und dass von den Ammen der Anstalten eine Abwicklung der Stilltätigkeit berichtet wird, die anscheinend nur selten einmal Schwierigkeiten bereitet.