Zusammenfassung
Was will dieser Abschnitt bringen? Um das klar zu machen, sei vorerst betont, was er nicht bringt: Er will keine Geschichte der Technik geben, sie umfaßte Jahrtausende; er will ebensowenig eine Geschichte des Geistes der modernen Naturwissenschaft geben, sie umfaßt vier Jahrhunderte. Sie will ausschießlich von den Menschen sprechen, die ganz und gar die Industrie zu repräsentieren berechtigt sind, weil die Bindungen einer vorindustriellen, vornaturwissenschaftlichen und vormechanischen Zeit ihr Wesen nicht mehr überwiegend bestimmen konnten. Von den Wirkungen der industriellen Aufgaben auf die Denk- und Lebensweise der Menschen läßt sich erst da sprechen, wo ganze Volksteile fast uneingeschränkt nur diesen besonderen Aufgaben ihr Leben ohne Vorbehalt hingeben. Die Industric ist erst unter dem Einfluß der französischen Revolution in Deutschland langsam eine eigene Welt der Arbeit, der nackten Arbeit, geworden. Daher greift dieses Kapitel nicht mehr als drei bis vier Menschenalter zurück, denn die Geschichte soll uns ja hier nur zur Erläuterung der Gegenwart dienen.
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Referenzen
Der Ingenieur kennt die immer erneut das gesellschaftliche Problem des damals neuen Ingenieurstandes behandelnden Schriften Max Maria v. Webers.
Vgl. z. B. Heinrich Feuerstein, Lohn und Haushalt der Uhrenfabrikarbeiter des badischen Schwarzwalds 1905. S. 7. Ludwig Hager, Die Lederwaren-Industrie in Offenbach am Main 1905. S. 221
Briefe aus Philadelphia 1877 S. 5.
Über die Standortslehre der Industrie siehe unten S. 243 f.
Siehe Daimler-Werkzeitung, 2. Jahr (1920) Nr. 2 bis 4 und „Der Betrieb“, Oktoberheft 1920.
Rudolf Goldscheid, Menschenökonomie.
W. Hellpach, Karlsruher Tageblatt vom 10. Juli 1920: „Das sozialpsychologische Problem im Wiederaufbau.“
Richard Watteroth, Schriften des Vereins für Sozialpolitik Bd. 153, S. 130.
Theobald Ziegler, Die geistigen Strömungen des neunzehnten Jahrhunderts 1901. S. 564.
Gottfried Herder, Metakritik. Vgl. Daimler-Werkzeitung, 2. Jahr (1920) Nr. 5/6, die über diese Frage grundsätzlich handeln.
Weiteres unten S. 156.
Zitiert bei Phillippovich, Schriften des Vereins für Sozialpolitik Bd. 116 (1906), S. 233.
Vgl. die hochinteressante Debatte über „das brennendste Problem der Industrie“, das Meisterproblem, zwischen Prof. Schlesinger und E. Thürner, Betriebsrätezeitung des A. D. G. B. 1922, 261, die sich auf der Linie: „Stehkragenmeister“ oder „gewordener Führer“ bewegt.
Noch das Wörterbuch von Adelung vom Jahre 1777 hebt es als etwas Besonderes hervor, daß auch ein Gutsherr bisweilen als Landwirt bezeichnet wird.
Ich habe nicht finden können, daß gerade dieser Gesichtspunkt in der Literatur erfaßt worden sei, auch nicht von Sombart, Der moderne Kapitalismus I2 (1916), 479, 4881 Die häufige Behandlung des Zerfalls seit 1300 hat von dem ökonomischen Gesamtprozeß abgelenkt.
So wichtig diese Fragen sind; vgl. meinen Beitrag in der Riebensahmschen Abhandlung „Arbeitszeit“: Der Gang des Arbeitstages, Daimler-Werkzeitung I, 2 (1919).
S. oben in Eugen Mays Lebenslauf die Stellen über den Stücklohn. S. 9 und S. 31.
Zu allen hier behandelten Fragen ist der ausgezeichnete Aufsatz heranzuziehen, den Emil Lederer schon 1913 über den „sozialpsychologischen Habitus der Gegenwart“ verfaßt hat. Abgedruckt im Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Band 46 (1918/19), S. 114–139.
Hübsch die Schilderung bei W. Reimes, Ein Gang durch die Wirtschaftsgeschichte, Stuttgart 1922, S. 182 ff.
Vgl. die Zusammenfassung bei Ergang, Untersuchungen zum Maschinenproblem (1911), S. 133.
Die Beachtung dieser Regel führt auch sonst die politische und Verfassungsgeschichte zu neuen Resultaten: Beispiele in meinem Aufsatz: „Der Neubau der deutschen Rechtsgeschichte“ in der Pichtschen Zeitschrift: „Arbeitsgemeinschaft I (1919), S. 132 ff., 172 ff.
Franz Rosenzweig, Hegel und der Staat. Band II (1920), S. 123–126.
Vor allem ist hier an Goethes Darstellung im 13. Kapitel des dritten Buches der „Wanderjahre“ zu erinnern.
Nach mündlichem Bericht von Professor Krebs in Freiburg.
F. Le Play, L’Organisation du Travai l5 (Paris 1888). S. 172.
Vgl. Schäffles Bericht hierüber in der Tübinger Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft 1869, S. 331f. Gelesnoff, Nationalökonomie, dtsch. von Altschul 1918 S. 438 f.
Die Einzelheiten über die Demonstration vom 10. April 1848 bei Hermann Schlüter, Die Chartisten-Bewegung 1922, S. 191 ff., 327 f., 345 ff.
Gerhart v. Schulze-Gaevernitz, Der Großbetrieb, 1892, S. 258 rühmt bezeichnenderweise, daß die Arbeiter der englischen Baumwollspinner „eifrig die Börsenberichte verfolgen“!
Ebenda, S. 265. Das wertvolle Buch von Schlüter entbehrt leider des historischen Rythmus- und Epochengefühls.
Vgl. meine Ausführungen dazu in der „Werkstattstechnik“ XV (1921) S. 77.
Man könnte versucht sein, den Einschnitt erst 1878 bei Bismarcks Sozialistengesetz zu machen. Dagegen spricht aber vieles, vor allem was Bismarck selbst über die Periodisierung damals, wenn auch als scharfer Gegner, gesagt hat: Fürst Bismarck als Redner. Sammlung von Wilhelm Böhm IX, 217 ff. (9. Oktober 1878).
Oben S. 95 f.
Gustav Schmoller am 25. September 1898. Schriften des Vereins für Sozialpolitik Bd. 88 (1898), S. 8 f.
Fürst Bismarck als Redner usw. von W. Böhm IX, 192 (17. Sept. 1878).
Vgl. die Übersichtstafel am Schlusse dieses Abschnitts.
Metallarbeiterzeitung 1920. Nr. 25 „Die russischen Gewerkschaften sind die Organe der Betriebsräte.“ Die weltpolitische Bedeutung des Sowjetsprinzips behandelt ein im September 1918 verfaßter Aufsatz „Parlamentarismus und Sowjets“ meines Buches „Die Hochzeit des Kriegs und der Revolution“, Patmosverlag 1920, S. 67 ff.
Vgl. meinen Aufsatz „Arbeitsrecht und Arbeiterbildung“ in der Frankfurter Zeitung, 31. Oktober 1921, erstes Morgenblatt.
„Unzweifelhaft tritt der Sozialismus überall und auch dort, wo der Schein dagegen spricht, in die Periode der Verwirklichung ein.“ Karl Renner im Arbeitsrecht VIII (Juli 1921), 145ff.
Vgl. unsere persönliche Stellungnahme oben in der Antwort S. 75 ff. Die wissenschaftliche Reform, die daraus folgt, ist in der Einleitung entwickelt. Der Unterschied in der Adresse: „Masse oder Einzelperson“ (oben S. 112) ist allerdings erheblich. Treffend O. Blum, Soziolog. Pathologie, Arch. f. Sozialwiss. 42 (1916), 241: „Die leidende Menschheit, die im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses steht, hatte bis jetzt fast Scheu, von ihrem Leiden offen zu reden. Sie machte die verschiedensten Umschweife..., Zeit- und Ortsgenossenschaft und Wissenschaft treten dadurch ganz auseinander.“
Oben S. 75.
Die Ereignisse seit der Niederschrift dieser Sätze haben das voll bestätigt. Die Stellung der „2½“ ten Internationale ist so prekär wie ihr Name, und die Krisis der Freiheitredaktion entspricht dem innerparteilich.
S. oben S. 40.
Bereits hat auf dem letzten Gewerkschaftskongreß ein Franzose „von den verschiedenen Klassen der Arbeiterschaft“ reden können!
Oben S. 119.
vgl. Eugen May oben S. 19, 30f., 50.
Worin dieser Traum besteht, wurde oben, S. 92f entwickelt. Dazu Emil Lederer, Archiv f. Sozialw. 45 (1918), 290: „allerdings würde — und damit ist tatsächlich eine neue Situation gegeben — die Aufhebung des kapitalistischen Systems nunmehr nicht eine Selbstaufhebung sein, denn ein innerer Zusammenbruch kommt nach der starken Durchorganisation nicht in Frage. Sie könnte also nur hervorgehen aus einer Gesamtstimmung des Volkes, welches diese Wirtschaftsform psychisch nicht mehr erträgt. In diesem Problem liegt tatsächlich die Krise des Sozialismus bzw. Marxismus beschlossen, nämlich ob die sozialistische Entwicklung, wie sie Marx vorstellte, gebunden war an die ökonomische Struktur in allen Einzelheiten... oder ob diese Theorie... als Ideal aufgenommen, weitergetragen und wirksam gestaltet werden kann.“
Dieser Kreislauf ist ausführlich dargestellt in meiner Schrift „Der ewige Prozeß des Rechts gegen den Staat“ Leipzig 1919.
Über diese ganz akute Krise wird immer nur gelegentlich gesprochen, etwa in der Art wie bei Schäffer, Neue Tendenzen in den wirtsch. Organisationen der Gegenwart, Archiv für Sozialwissenschaft 48, 765: „Daher spricht eine gewisse Wahrscheinlichkeit dafür, daß diese Gruppe „der leitenden Angestellten“ sich nach der Richtung der Unternehmerseite, etwa als natürliches Sammelbecken für deren geistigen Nachwuchs, entwickeln wird.“
Vgl. Bismarcks Ausruf 1878: „Wo ist der Beamte, der in der Erziehung seiner Kinder nicht eine Stufe höher hinauf steigen will, als er sie selbst gehabt hat?“
Die freie Berufswahl der Privatpersonen und die Zerstörung der Geburtsstände ist die Leistung der Kirche des Mittelalters und des Staats der Neuzeit. Sie hat daher aller sozialistischen Gesellschaftsbildung vorhergehen müssen und ist deren Vorbedingung. Die „Abschaffung“ der Kirche und des Staats ist die Abschaffung der wesentlichen Vorbedingungen für die Gesellschaftsordnung.
Vgl. Sombart, Der moderne Kapitalismus T, 786.
So schon N. Villiaumé, ein französischer Sozialist im Jahre 1864 (gegenüber der entgegengesetzten Behauptung des Bischofs Ketteier). Vgl. darüber Schäffte, Tübinger Zeitschrift für die gesamte Staatswiesenschaft 1864, S. 586 f.
Die „Verelendungstheorie“ wurde daher schon 1890 von der Sozialdemokratie fallen gelassen. Vgl. die Übersicht über das eherne Lohngesetz bis zu diesem Zeitpunkt bei v. Sehulze-Gaevernitz, Der Großbetrieb 1892, S. 12ff.
Gegen diese Auffassung Werkstattstechnik XV (1921), S. 76 f. Seit Kirchmann gehören Arbeiterfrage und Empfängnisverhütung unlöslich zusammen.
Zu allen Zeiten ist dieser Unterschied grundlegend, obwohl er bisher fast ganz übersehen worden ist. Ich habe seine staatsrechtliche Tragweite dargestellt in „Königshaus und Stämme“ 1914. Vgl. Max Weber, Religionssoziologie I, 1920, 316.
Vgl. unten S. 179.
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Rosenstock, E. (1922). Problematik. In: Werkstattaussiedlung. Sozialpsychologische Forschungen, vol 2. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-99100-4_3
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