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Archaische Schamformen: klinische Beobachtungen

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Zusammenfassung

In diesem und dem nächsten Kapitel werde ich die Verknüpfung der Scham mit den Trieben „Skopophilie“und „Exhibitionismus“, wie man sie unbefriedigenderweise zu nennen pflegt, in den Mittelpunkt stellen. Der andere Hauptstrang dieses Buches — die Verknüpfung der Scham mit ihrem Inhalt, zumeist mit Liebesunwert — tritt für den Augenblick in den Hintergrund. Jedoch in den Fallstudien, die folgen, werden wir auch jenes Thema des Liebesunwertes, der Trias von Schwäche, Defekt und Schmutzigkeit sowie des Schammotivs in masochistischen Wünschen und beim Verlieren im Wettstreit überall wieder antreffen.

„Ainsi il est au pouvoir du dernier des hommes de m’émouvoir à ce point!“se disait-il avec rage. „Comment tuer cette sensibilité si humiliante?“

(„So also ist es in der Macht des gemeinsten Mannes, mich so sehr zu erregen“, sagte er sich wütend. „Wie kann ich nur diese demütigende Empfindlichkeit abtöten?“)

(Stendhal, Rot und Schwarz)

„There can be no outrage, methinks, against our common nature… no outrage more flagrant than to forbid the culprit to hide his face for shame… under the heavy weight of a thousand unrelenting eyes… Hester Prynne, meanwhile, kept her place upon the pedestal of shame, with glazed eyes, and an air of weary indifference… her spirit could only shelter itself beneath a stony crust of insensibility.“

(Mich dünkt, es gibt keine größere Freveltat gegen unsere gemeinsame Natur… keine gröbere Mißhandlung, als dem Schuldigen zu verbieten, sein Gesicht in Scham zu verhüllen… unter der schweren Last von tausend unbarmherzigen Augen… Hester Prynne hielt währenddessen stand auf dem Piedestal der Scham, mit glasigen Augen und einem Ausdruck erschöpfter Indifferenz… ihre Seele konnte sich lediglich unter einer steinernen Kruste der Unempfindlichkeit bergen.)

(Hawthorne, Der scharlachrote Buchstabe)

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Literatur

  1. Dies ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung des Beitrags „Depressive neurosis“, vgl. Wurmser 1978 b.

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  2. Im folgenden werden die Therapiestunden jeweils als Zahl in Klammern angegeben.

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  3. „Hof“, „Heiligenschein“.

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  4. Dies war ein wirkliches Geschehnis: mein Ordinationszimmer in der Universität war einer „flashflood“zum Opfer gefallen.

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  5. Die eigentliche Fallillustration, die viel von dieser Psychodynamik aufs überzeugendste darstellen könnte, kann aus rechtlichen Gründen leider nicht erfolgen.

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  6. Dies ist ein Hinweis darauf, wie sehr „Denkstörungen“in Wirklichkeit „Sprechstörungen“sind. Das, was von außen als eine typische und schwere schizophrene Fragmentierung von Gedanken erschien, wurde subjektiv so erlebt, daß die Gedankengänge „mit Bedeutung überfrachtet“, nicht etwa „unterbrochen“waren (vgl. auch Rapaport 1967 S. 586, 615).

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  7. Sidney Levin nannte dies „Gegenscham“, „countershame“, oder „sekundäre Scham“(persönliche Mitteilung).

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© 1993 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Wurmser, L. (1993). Archaische Schamformen: klinische Beobachtungen. In: Die Maske der Scham. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97459-5_7

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