Zusammenfassung
Wie der eben ausführlich geschilderte Fall von „moralischem Masochismus“ ist auch der folgende ein hervorragendes Beispiel für den im ersten Kapitel beschriebenen „Seelenmord“. Bei ihm finden wir freilich nicht nur den „moralischen“ Typus, sondern alle 4 eingangs aufgezählten Formen des Masochismus in so markanter Weise, daß ich ihn mit Fug und Recht unter jeder Rubrik hätte bringen können. Damit gilt auch namentlich das für ihn, was ich unter dem Titel „Der geborgte Unhold“ über die brüsken Umkehrungen von chronischer masochistischer Unterwürfigkeit und Selbstverurteilung in narzißtisch-aggressive Ausbrüche berichtet habe: Beide Charakterbilder, die durch die dort erwähnten gegensätzlichen Über-Ich-Beziehungen geprägt sind, finden sich bei ihm alternierend.
„Ich fand Lust gerade in der allzu blendenden Erkenntnis meiner Erniedrigung ... Doch in eben dieser Verzweiflung finden sich auch die schärfsten Lustgefühle, besonders wenn du so überaus stark die Auswegslosigkeit deiner Lage erkennst. ... So sind es doch gerade diese blutigen Beleidigungen, so sind es eben diese Verhöhnungen, gleichgültig durch wen, die zum Schluß zu einer Lust führen, welche zuweilen die höchste Wollust erreicht.“ (Dostojewski, Aufzeichnungen vom Untergrund)1
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© 1993 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Wurmser, L. (1993). Die Zensorin und der Seelenmord. In: Das Rätsel des Masochismus. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97372-7_7
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