Zusammenfassung
Was ich als die führenden Werte und als ihren Konflikt bei Nietzsche ausgearbeitet habe, ist z. T. in Übereinstimmung mit dem, was Mann als sein ihn leitendes Wertsystem betrachtete, z. T. steht es in scharfem Gegensatz dazu: „Die Berührung mit Nietzsche war in hohem Grade bestimmend für mich; aber unsere Substanz zu verändern, etwas anderes aus uns zu machen, als wir sind, ist keine Bildungsmacht imstande. Goethe hat gesagt, daß man etwas sein müsse, um etwas zu machen. Aber schon, um in irgendeinem höheren Sinn etwas lernen zu können, muß man etwas sein. Die organische Einbeziehung und Umwandlung, die Nietzsches Ethos und Künstlertum bei mir gefunden hat, ist mit Widerspruch und Distanz von allem Anbeginn an begleitet gewesen“ (Ges.W. in 13 Bänden, Bd. 13, On myself, S.142). „Er verstand sich auf die Relativität des ,Immoralismus‘ dieses großen Moralisten“, sagt er über sich selbst: „... ich sah in Nietzsche vor allem den Selbstüberwinder; ich nahm nichts wörtlich bei ihm, ich glaubte ihm fast nichts, und gerade das gab meiner Liebe zu ihm das Doppelschichtig-Passionierte, gab ihm die Tiefe... Seine Verherrlichung des,Lebens‘ auf Kosten des Geistes, die im deutschen Denken so mißliche Folgen gehabt hat — es gab nur eine Möglichkeit, sie zu assimilieren: als Ironie“ (l. c., S. 143).
„Der Mensch ist Herr der Gegensätze, sie sind durch ihn, und also ist er vornehmer als sie.“ (Zauberberg, S. 523)
Auf englisch vorgetragen am 7. April und 30. Juni 30, in Bethesda in der Diskussionsgruppe bei J. Lichtenberg: „Psychoanalysis and Creativity“.
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© 1993 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Wurmser, L. (1993). Der schöpferische Agon — Thomas Manns Dialog mit Nietzsche und sein verborgener Prozeß gegen ihn. In: Das Rätsel des Masochismus. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-97372-7_14
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