Fortpflanzung und Sexualität

Zusammenfassung

Die Fortpflanzung, d. h. die Begründung eines neuen, gleichartigen und eigenständigen Organismus durch einen bereits vorhandenen, ist eine allgemeine Eigenschaft der Lebewesen. Ihre Notwendigkeit ergibt sich daraus, daß jede Art von belebter Materie in Form einzelner, selbständiger Individuen von artspezifischer Maximalgröße existiert. Sobald sich das Individuum mit seinem aus dem Stoffwechsel gespeisten Wachstum diesem Grenzwert nähert, leitet es eine Aufteilung seiner Körpermasse ein und wird damit zum sich fortpflanzenden Elter. Grundlage für diese Aufteilung ist bei allen Eukaryoten die mitotische oder meiotische Kern- und Zellteilung (Abb. 1.160, S. 160; Abb. 2.45, S. 202); sie führt bei Einzellern unmittelbar, bei Vielzellern erst nach Abschluß ihrer Ontogenie mittelbar zur Fortpflanzung. Die bei der Aufteilung des sich fortpflanzenden Elternindividuums entstehenden Fortpflanzungsprodukte unterscheiden sich bei Einzellern vom Elter oft nur durch die geringere Größe (z. B. Amöbe; Abb. 3.16). Dagegen ist das als Ei bezeichnete Fortpflanzungsprodukt eines vielzelligen Tieres auch qualitativ vom Artbild des Erwachsenen (Adultus) sehr verschieden und bedarf — über das bloße Wachstum hinaus — einer komplizierten ontogenetischen Entwicklung (Kap. 4), bevor es zu einem mit allen Artmerkmalen ausgestatteten Tochterindividuum wird, das seinerseits wieder zur Fortpflanzung schreiten und damit selbst zum Elter werden kann. Der Entwicklungsabschnitt eines Lebewesens, der zwischen einem Fortpflanzungsvorgang und dem nächstfolgenden liegt, wird — unabhängig von der Art der beteiligten Fortpflanzungsprozesse — als Generation bezeichnet. In den meisten Fällen erzeugt ein Organismus bei seiner Fortpflanzung mindestens zwei oder sogar zahlreiche Fortpflanzungsprodukte, weshalb die Fortpflanzung in der Regel zu einer beträchtlichen potentiellen Vermehrung der Individuenzahl führt; grundsätzlich gibt es jedoch, wenngleich selten, auch Fortpflanzung ohne Vermehrung (Abb. 3.20).