Zusammenfassung
Wenn es auch zahlreiche akute psychische Störungen gibt (u. a. diejenigen vom akuten exogenen Reaktionstypus und viele psychische Primitivreaktionen), so spielen doch die langen Verläufe in der Psychiatrie eine wesentlichere Rolle als in den meisten andern medizinischen Fachgebieten. Unter anderem hängt das damit zusammen, daß viele psychische Störungen aus der Persönlichkeitsentwicklung herauswachsen und nach ihrem Abklingen wieder in dieselbe einfließen; die neurotischen und psychopathischen Erkrankungen werden heute grundsätzlich ganz entsprechend den gesunden Persönlichkeitsentwicklungen verstanden; bei schizophrenen und manisch-depressiven Erkrankungen durchwebt sich der Verlauf der Krankheit mit der Persönlichkeitsentwicklung, ja nach den Vermutungen einzelner Schulen handelt es sich auch hier zur Hauptsache um das Walten wesensähnlicher Kräfte wie derjenigen, die die gesunde Persönlichkeit gestalten. So setzen sich viele psychische Störungen von der lebenslänglichen Persönlichkeitsentwicklung gar nicht oder nur unscharf ab.
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Bleuler, E. (1975). Verlauf der psychischen Störungen. In: Lehrbuch der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-96252-3_5
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