Zusammenfassung
Die hydrographischen und chemischen Verhältnisse in der Ostsee werden sehr stark von äusseren Faktoren bestimmt. Bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 1.200 km und einer Längsausdehnung von über 1.500 km zwischen der Beltsee und der Kronstädter Bucht ist die Ostsee grossen klimatischen Unterschieden ausgesetzt (siehe auch Kapitel 4). Von ozeanischem Klima im westlichen Teil bis zu nahezu kontinentalem Klima im Osten und Norden, von gemässigten Wintern in der Beltsee bis zu sehr kalten Wintern im Finnischen und Bottnischen Meerbusen, sind alle Übergänge anzutreffen. 200 Flüsse führen im Mittel 479 km3 Wasser jährlich aus Skandinavien, Finnland, Ost- und Mitteleuropa in die Ostsee ab (vgl. auch Kapitel 5). Verdunstung und Niederschlag haben nach den heutigen Kenntnissen etwa den gleichen Betrag, Neben der grossen Süsswasserzufuhr, die jährlich etwa 1/45 der gesamten Wassermenge der Ostsee beträgt, ist die Bodengestalt für die chemischen Verhältnisse und deren Veränderlichkeit von entscheidender Bedeutung. Von den flachen und engen Durchlässen in der Beltsee bis in die zentrale Ostsee muss das zur Kompensation des Ausstroms eindringende Wasser atlantischen
Ursprungs seinen Weg durch eine Kette von Becken nehmen, die durch teilweise recht flache Schwellen von einander getrennt sind (vgl. auch Kapitel 3). Zwischen dem brackigen Wasser an der Oberfläche und dem salzreichen Wasser in der Tiefe bildet sich in der gesamten Ostsee eine starke haline Sprungschicht aus, deren Tiefe von 15 – 20 m in der westlichen Ostsee auf 60 – 70 m in der Gotlandsee absinkt. Durch diese Sprungschicht wird das Tiefenwasser vom Gasaustausch mit der Atmosphäre weitgehend abgeschlossen (FONSELIUS, 1969). Selbst die starke Abkühlung der Oberflächenschicht im Winter und die dadurch bedingte Konvektion vermag diese Schichtung nicht zu durchbrechen, wie z. B. die Sauerstoffverteilung im April 1970 zeigt (Abb. 1). Eine Ausnahme bilden dabei der Finnische und der Bottnische Meerbusen, wo besonders im östlichen und nördlichen Teil eine so starke Aussüssung stattgefunden hat, dass sich kein starker Dichteunterschied zwischen der Oberfläche und dem Tiefenwasser ausbilden kann.
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Graßhoff, K. (1974). Chemische Verhältnisse und ihre Veränderlichkeit. In: Magaard, L., Rheinheimer, G. (eds) Meereskunde der Ostsee. Hochschultext. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-96223-3_10
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