Zusammenfassung
Seit einigen Jahren werden wir mehr und mehr konfrontiert mit einem Problem, das zu einem wesentlichen Teil pädiatrischer Tätigkeit zu werden scheint: Die Früherfassung von Kindern, deren körperliche und geistige Entwicklung gefährdet erscheint. Sicherlich ist die Anstrengung nicht neu, gefährdete Kinder besonders aufmerksam zu untersuchen. Wenn aber diese Aktivität erfolgreich sein soll, ist Systematik erforderlich in der Erfassung aller Gefahrenmomente und all der Kinder, die ihnen ausgesetzt waren. Diese Systematik wurde von Sheridan (3482) für England und von Anderson u. Mitarb. (76) für die USA geschaffen. In beiden Ländern sind solche Risikoregister versuchsweise eingeführt. Dabei zeigte sich ein Problem: Werden alle Risikofaktoren in das Register aufgenommen, dann fallen mindestens 60–70% aller Neugeborenen in eine Risikogruppe. Das ist kaum sinnvoll, wenn man bedenkt, daß nur etwa 0,5% aller Kinder, die die Neugeborenenperiode überleben, in ihrer frühen psychoneurologischen Entwicklung behindert sind (Oppé, 2942). Unseres Erachtens ist diese Zahl zwar deutlich größer, wenn man frühkindliche Krampfanfälle und Verhaltensstörungen mit einbezieht, trotzdem ist eine Risikogruppe von 60–70% aller Neugeborenen ungerechtfertigt und unpraktisch. Wahrscheinlich wird auch bei den betroffenen Eltern eine meistens ganz unbegründete Furcht und übertriebene Sorgfalt erzeugt, die der normalen Entwicklung ihrer Kinder abträglich ist. Oppé (2942) hat deshalb das Risikoregister drastisch verkleinert, es entspricht damit ungefähr dem Programm zur Früherfassung cerebral-paretischer Kinder (1982). Wahrscheinlich ist dieser Vorschlag von Oppé sehr praktikabel für Hausgeburten, Entbindungsheime und für alle ähnlichen geburtshilflichen Situationen. Für die so dringend notwendige breite wissenschaftliche Bearbeitung des Risikoproblems ist aber der Vorschlag von Oppé unseres Erachtens nicht brauchbar, vielleicht ist er dafür auch nicht gedacht.
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© 1968 Springer-Verlag, Berlin · Heidelberg
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Joppich, G., Schulte, F.J. (1968). Das gefährdete Neugeborene Risikokinder. In: Neurologie des Neugeborenen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-95061-2_5
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