Zusammenfassung
Nach dem am 14. Oktober 1960 von den amerikanischen Gesundheitsbehörden herausgegebenen Poliomyelitis-Kontroll-Bericht 215 waren bis Ende September allein in den Vereinigten Staaten über 400000 1 Poliomyelitisimpfstoff aus inaktivierten Viren zur Verimpfung freigegeben worden. Darüber hinaus wurden in vielen Ländern Impfstoffe nach den von Salk angegebenen Grundsätzen produziert und nach den einschlägigen Bestimmungen geprüft. Ihre Mengen sind jedoch nicht bekannt Immerhin wird man wohl annehmen können, daß das gesamte Volumen der bisher aus inaktivierten Polioviren produzierten und bei den vorgeschriebenen Prüfungen als einwandfrei befundenen Impfstoffe in der Nähe von 500000 1 liegen wird. Der größte Teil davon kann als verimpft angesehen werden. Seit dem sog. Cutter-Unglück im Frühjahr 1955 ist bei sorgfältiger Überwachung aller Impfungen kein einziger Fall von Poliomyelitis mehr beobachtet worden, der ursächlich auf im Impfstoff enthaltenes, infektiöses Poliovirus hätte zurückgeführt werden können. Die Prüfung der Wirkung der Impfung auf die Morbidität an paralytischer Poliomyelitis, die in den USA im Zusammenhang mit der Poliomyelitisepidemie des Jahres 1959 nochmals erfolgte, ergab einen Wert von 90% bei 3mal und öfter Geimpften. Das heißt bei diesem Personenkreis konnten 90 von 100 präsumptiven Poliomyelitiskandidaten vor ihrer Erkrankung bewahrt werden. Wenn man sich diese Tatbestände vergegenwärtigt, so könnte man meinen, die Poliomyelitisimpfung mit Impfstoffen aus inaktivierten Viren sei heute völlig problemlos und es lohne sich nicht mehr, darüber zu sprechen. Die nähere Betrachtung zeigt, daß dem nicht ganz so ist, wenngleich zugegeben ist, daß diese Impfung heute in vieler Hinsicht als ein von den meisten anderen Schutzimpfungsverfahren noch nicht erreichtes Vorbild gelten kann. Wenn ich mich in meinen folgenden Ausführungen mit einigen Problemen der aktiven Poliomyelitisschutzimpfung sowohl mit inaktivierten als auch mit lebenden Viren beschäftige, so werde ich es nahezu ausschließlich vom Standpunkt der Impfstoffproduktion und Prüfung tun. Von hier aus wird am ehesten dem Verständnis zugänglich, was bei den Poliomyelitisschutzimpfungen noch als problematisch angesehen werden kann.
Aus dem Hygiene-Institut der Universität Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Dr. R. HAAS)
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© 1961 Springer-Verlag OHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg
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Haas, R. (1961). Probleme der Poliomyelitis-Schutzimpfung. In: Wöhler, F., Vivell, O. (eds) Klinische Probleme der Poliomyelitis und verwandter Viruskrankheiten. Freiburger Symposion an der Medizinischen Universitäts-Klinik, vol 8. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-94813-8_9
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