Taxonomie der Enteroviren

Zusammenfassung

Das Bestreben, in der Vielfalt der uns umgebenden Tier- und Pflanzenwelt ein allgemeines Ordnungsprinzip zu erkennen und die Entwicklung verschiedener Arten aus möglichen gemeinsamen Vorstufen zu verstehen, hat immer wieder zu Versuchen geführt, die Lebewesen in einem natürlichen System zu erfassen. So beschrieb J. Huxley die Aufgabe des Systematisierens in der Biologie als eine des Aufdeckens der Wirksamkeit der Evolution. Versucht man dagegen eine Systematik der Viren oder auch nur der Enteroviren aufzustellen, so muß man sich von diesen mehr naturphilosophischen Gesichtspunkten frei machen, denn die hier allein mögliche Ordnung ist bei den fehlenden Kenntnissen über die Evolution der Viren eine Systematik nach rein pragmatischen Gesichtspunkten. Die Vielzahl der Viren, die aus dem menschlichen Intestinaltrakt isoliert werden können, müssen nach einzelnen konstanten und in entsprechenden Tests leicht reproduzierbaren Merkmalen gruppiert werden, um die täglich bei infizierten Menschen gefundenen Virusstämme anhand dieser, im einzelnen zu schildernden Merkmale rasch einordnen zu können. Da Viren — als obligate Zellparasiten — zu keiner meßbaren Eigenleistung in der Lage sind, muß man sich vorwiegend auf Charakteristika der Wechselwirkung des Virus mit der in vitro gezüchteten Zelle und des Virus mit dem intakten Organismus — sei es der natürliche Wirt oder ein experimentell infiziertes Tier — befassen müssen.

Aus dem Hygiene-Institut der Universität Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Dr. R. Haas).