Allgemeiner Charakter der Geschichtsphilosophie und ihrer Probleme

Zusammenfassung

Wenn wir von den Problemen der Geschichtsphilosophie handeln wollen, so müssen wir uns den Begriff, der die Aufgaben stellt, erst einmal selber etwas genauer ansehen. Wir haben also zu fragen, was Geschichtsphilosophie sei, wir müssen eine vorläufige Verständigung über diesen Begriff vorausschicken.Bei dieser vorläufigen Erklärung der Wortbedeutung ist es ziemlich gleichgültig, mit welchem Gegenbegriff wir ihn vergleichen, um seine Problematik hervortreten zu lassen. Wir wählen rein aus pädagogischen Gründen den Begriff der Philosophiegeschichte. Unter Geschichtsphilosophie verstehen wir die Philosophie, sofern sie die Geschichte zum Objekt ihrer Fragestellung macht, unter Philosophiegeschichte aber die Geschichte, sofern sie es mit der Entwicklung des philosophischen Denkens zu tun hat. Nach dieser allgemeinen Erklärung ist also nur die Geschichtsphilosophie Philosophie hinsichtlich ihrer Methode und der Probleme, die sie sich stellt, die Philosophiegeschichte aber ist Geschichte wie die Literaturgeschichte oder die Kunstgeschichte, nur mit dem Unterschiede, daß das Objekt der historischen Betrachtung hier gerade die Philosophie und nicht die Literatur oder die bildende Kunst ist. Philosophiegeschichte und Geschichtsphilosophie würden sich also unterscheiden, wie sich die historische Methode von der philosophischen Methode und die historische Fragestellung von der philosophischen Fragestellung unterscheidet. Wenn wir also von der philosophischen und historischen Methode sowie von der philosophischen und historischen Fragestellung Bescheid wissen, so müssen wir auch imstande sein, die Geschichtsphilosophie von der Philosophiegeschichte sorgfältig zu scheiden.